Höhere Einkommen

34 Jahre nach der Wende: Ossis verdienen oft besser als Wessis!

Bei den Einkommen hinkte der Osten lange hinterher. Laut einer neuen Statistik hat sich dies in einigen Bundesländern geändert. Doch die Freude darüber wird getrübt.

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Tesla-Werk in Gründheide: Auch gut bezahlte Industriejobs im Berliner Speckgürtel dürften für steigende Durchschnittseinkommen im Osten sorgen.
Tesla-Werk in Gründheide: Auch gut bezahlte Industriejobs im Berliner Speckgürtel dürften für steigende Durchschnittseinkommen im Osten sorgen.Rainer Weisflog/Imago

Mehr als drei Jahrzehnte hat es gedauert, doch erstmals verdienen die Menschen in einigen Teilen Ostdeutschlands im Durchschnitt besser als in manchen Teilen Westdeutschlands. Doch die Gründe dafür sind vor allem die höhere Arbeitszeit und die häufigere Beschäftigung von Frauen.

So haben die Monatseinkommen in Teilen Ostdeutschlands die in einzelnen westdeutschen Ländern überholt. Die Durchschnittswerte liegen nach Daten des Statistischen Bundesamts in Sachsen und Brandenburg höher als in Schleswig-Holstein oder im Saarland. Allerdings werden im Osten mehr Arbeitsstunden geleistet. Die Daten hat die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht abgefragt.

Ossis verdienen oft besser als Wessis – aber nicht pro Stunde

Nach der deutschen Vereinigung 1990 arbeiteten Ostdeutsche jahrzehntelang oft zu schlechteren Bedingungen und hatten im Schnitt geringere Einkommen. Das gilt laut den Daten vom April 2023 grob gesagt immer noch: Für das gesamte frühere Bundesgebiet gibt das Statistische Bundesamt das durchschnittliche Monatseinkommen bei allen Beschäftigungsverhältnissen mit 3205 Euro an; für die östlichen Bundesländer mit 2910 Euro. Auch der Bruttostundenverdienst lag mit 25,16 Euro im Westen im Schnitt höher als im Osten (20,97 Euro).

Zwischen einzelnen Regionen schwindet die Kluft aber. So betrug der Bruttostundenlohn im Schnitt in Schleswig-Holstein 22,67 Euro, in Sachsen 21,21 Euro. Unterm Strich lag dann das monatliche Einkommen durchschnittlich in Schleswig-Holstein bei 2890 Euro. In Sachsen waren es - bei etwas mehr gearbeiteten und bezahlten Stunden - 2925 Euro.

Ost-Power-Frauen ziehen die Statistik nach oben

Frauen - häufiger in Teilzeit beschäftigt - hatten im Osten im Schnitt 29,9 bezahlte Wochenstunden, im Westen 25,7. So übertrumpfen die Arbeitnehmerinnen in den östlichen Bundesländern mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 2645 Euro die Kolleginnen im Westen mit 2505 Euro.

Wagenknecht monierte allerdings, die Reallöhne seien bundesweit zu niedrig. „Im Westen sinkt in vielen Regionen die Kaufkraft sogar besonders stark“, warnte die Vorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht. „Vor allem der ländliche Raum droht abgehängt zu werden.“ Sie forderte, schon zum 1. Juli den gesetzlichen Mindestlohn auf 14 Euro anzuheben und damit die EU-Mindestlohnrichtlinie umzusetzen. Der zu niedrige Mindestlohn sei für die Allgemeinheit teuer, weil Arbeitnehmer aufstocken müssten und Altersarmut drohe, meint Wagenknecht.