Vor Gericht

„Sprengmeister“ angeklagt – sein Komplize ertrank auf der Flucht

Das Duo soll einen Geldautomaten an der Charité gesprengt und mehr als 255.000 Euro erbeutet haben. Auf der Flucht mit einem Schlauchboot kam es nicht weit.

Author - Katrin Bischoff
Teilen
Am Campus Virchow-Klinikum der Charité wurde der Geldautomat gesprengt.
Am Campus Virchow-Klinikum der Charité wurde der Geldautomat gesprengt.Jürgen Ritter/imago

Die beiden Geldautomatenknacker, die Mitte April 2024 am Campus Virchow-Klinikum der Charité in Wedding zuschlugen, hatten kein Glück. Einer ertrank bei der Flucht, der andere sitzt nun in U-Haft. Gegen ihn hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben.

Der 38-jährige Niederländer Rachid A. soll mit seinem Landsmann Carolus B. am 17. April vorigen Jahres am Haupteingang des Klinikums einen Geldautomaten der Deutschen Bank gesprengt haben. Laut Anklage nutzten sie gegen 3.45 Uhr eine sogenannte Schweißlanze, um ein hochexplosives Gasgemisch einzuleiten und zu zünden. Die Beute: 255.480 Euro. Der Sachschaden am Automaten und Gebäude: 30.000 Euro.

Ein Sicherheitsmitarbeiter soll die Explosion gehört und die Polizei alarmiert haben. Als Beamte eintrafen, lagen noch zahlreiche 10-, 20- und 50-Euro-Scheine vor dem Automaten. Die Täter waren verschwunden. Zwar sicherten Ermittler Videoaufnahmen, die zwei vermummte Gestalten zeigen sollen – doch eine heiße Spur gab es zunächst nicht.

Das änderte sich zweieinhalb Wochen später: An der Unteren Havel wurde der abgetrennte Kopf eines Mannes entdeckt, später weitere Körperteile. Eine Vermisstenanzeige aus den Niederlanden brachte die Klarheit: Es war Carolus B. Offenbar ertrunken, sein Körper in eine Schiffsschraube geraten.

Ermittlungen im Umfeld und ein anonymer Hinweis führten zu der Vermutung, dass er einer der Automatensprenger war. Demnach sollen die Männer nach der Tat per Motorroller geflohen, dann in ein Gummiboot gestiegen und den Westhafenkanal entlanggefahren sein. Das Boot sei an der alten Schleuse Charlottenburg gekentert – nur einer kam ans Ufer. Carolus B. schaffte es nicht.

Schlauchboot mit niederländischer Kennung gefunden

Tatsächlich fanden Ermittler dort ein Schlauchboot mit niederländischer Kennung und Schweißwerkzeug. Die Spur führte zu Rachid A., nach dem bald europaweit gefahndet wurde. Im Mai 2024 fasste ihn die Polizei in Spanien, kurz bevor er eine Fähre nach Marokko betreten wollte. Er hatte  6000 Euro Bargeld dabei. Nach seiner Auslieferung sitzt er in Berlin in Untersuchungshaft. Vor dem Ermittlungsrichter soll er ein umfassendes Geständnis abgelegt haben.

Der Angeklagte wuchs in Utrecht auf, begann eine Kochlehre, die er abbrach, und arbeitete als Pizzafahrer. Schon mehrfach wurde er straffällig. 2018 verurteilte ihn ein Gericht in Köln zu acht Jahren Haft, weil er mehrere Geldautomaten gesprengt hatte – auffällige Parallelen zur Berliner Tat. Als er den Automaten in Berlin gesprengt haben soll, war er auf Bewährung draußen.

Wann der Prozess gegen ihn beginnt, ist noch offen. Auf TikTok nannte er sich übrigens: „Sprengmeister“.