Er klaute 658 Brillen!

Diesem Dieb fehlte der Durchblick!

Milan M. (54) stieg in fünf Optikerfilialen ein und landete schließlich im Knast. Als Angeklagter jammerte er: „Ich wurde gezwungen.“

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Vor Gericht erschien Milan M. ohne Brille, aber mit Aktenordner.
Vor Gericht erschien Milan M. ohne Brille, aber mit Aktenordner.K. Rebien

Beim Brillen-Klau fehlte ihm Weitsicht: Milan M. (54) stieg in fünf Optikerfilialen ein und landete schließlich im Knast. Als Angeklagter jammerte er nun: „Ich wurde gezwungen.“

Der Automechaniker aus Serbien ist Untersuchungshäftling – seit fast einem Jahr sitzt er in der JVA Köln für ein anderes Verfahren. Für den Prozess gab es einen „Ausflug“ nach Berlin. Um fünf Einbrüche zwischen 27. November 2020 und 23. Mai 2022 ging es im aktuellen Prozess. Egal ob klassische Eleganz oder modernes Design: Milan M. raffte hochpreisige Brillengestelle ein – insgesamt waren es laut Anklage 658.

Nach Feierabend in einer Filiale einer Optikerkette in Lankwitz. Der Einbrecher knackte das Türschloss. 260 Brillenfassungen im Gesamtwert von 42.990 Euro sackte er dann ein, „um sie weiterzuverkaufen und Erlöse für sich zu verwenden“, so die Anklage.

In fünf Optikerfilialen soll M. laut Anklage eingestiegen sein

Im Februar 2022 traf es ein Geschäft in Schöneberg. Über einen Innenhof gelangte der Dieb zur Hintertür, knackte das Schloss, steckte 338 Brillenfassungen (Wert:  47.320 Euro) ein. Sechs Wochen später ein Einbruch in Biesdorf. Beute: 60 Brillenfassungen für 24.000 Euro. Beim vierten Bruch ließ er Optiker-Geräte für 60.000 Euro mitgehen. Vor der Serie soll M. in ein Juweliergeschäft in Charlottenburg eingestiegen sein und Schmuck im Wert von 46.193 Euro geklaut haben.

Der Automechaniker mit spitzem Gesicht: „Leider habe ich das alles getan, es tut mir so leid.“ Ein Landsmann habe ihn gezwungen. M.: „Ich hatte mir Geld geliehen, weil mein Vater operiert werden musste.“ Die OP habe 7.000 Euro gekostet. M.: „Ich sollte monatlich 1.200 Euro zurückzahlen – insgesamt 8.400 Euro.“ Nach der zweiten Rate musste er passen. M.: „Dieser Geldverleiher ist bekannt für Wucherzinsen. Er bedrohte mich, ich solle aufpassen, mit wem ich rede.“ Der Typ habe wegen der Schulden verlangt, dass er in Geschäfte einsteigt. M.: „Er brachte mich hin, er bekam die Beute, ich hatte keinen Nutzen davon“.

Der Staatsanwalt geht davon aus: M. kam als „reisender Täter“ nach Deutschland. Milan M. dagegen vor Gericht: „2019 kam ich, um anständig und ehrlich zu arbeiten.“ Er sei auf Baustellen tätig gewesen. Als Einbrecher hatte er keinen Blick für Spuren: Er hinterließ sie so ausreichend, dass ihn die Ermittler ins Visier nahmen. Am 23. August 2023 klickten die Handschellen.

Dem Geständnis ging ein Deal voraus: Bewährung bei Aufklärungshilfe. M. lieferte – und kam sehr milde davon: Zwei Jahre Haft auf Bewährung. Nach dem Urteil ging es zurück in die JVA Köln. ■