Ordnungshüter angeklagt

Brutalo-Polizist vor Gericht: Seine Kollegen hatten ihn angezeigt!

Knallhart-Urteil gegen einen Polizisten aus Berlin, der bei einer Festnahme rüde zutrat.

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Der angeklagte Polizist Hussein J. (32) musste sich am Montag in Berlin vor Gericht verantworten.
Der angeklagte Polizist Hussein J. (32) musste sich am Montag in Berlin vor Gericht verantworten.Pressefoto Wagner

Seine Kollegen waren entsetzt, als er bei einer Festnahme zutrat. Sie brachten den Fall als grundlose Gewalt zur Anzeige. Nun saß Hussein J. (32) in Berlin vor Gericht.

Er trug schwere Einsatzschuhe, als er in Richtung Kopf eines zwar widerspenstigen, aber zu dem Zeitpunkt bereits am Boden liegenden Verdächtigen ausholte. Auf Körperverletzung im Amt und gefährliche Körperverletzung lautete die Anklage.

Es war 2.45 Uhr, als Hussein J. und seine Kollegen am 13. Mai am Breitenbachplatz (Dahlem) zu einer „Sachbeschädigung an Kraftfahrzeugen“ gerufen wurden. Sie trafen auf Prince O. (22), der mit seiner Freundin unterwegs war.

J. zur Richterin: „Wir entschlossen uns zu einer Kontrolle.“ Der Verdächtige aber zückte nicht den Ausweis. O.: „Mir ging es nicht gut, wollte mich erst emotional sammeln.“ Dass zuvor eine Scheibe zu Bruch gegangen war, stimme – „hatte mich gegen ein Auto gelehnt“.

Als sich die Uniformierten näherten, soll O. zum Faustschlag ausgeholt haben. J. wurde im Gesicht getroffen, Blut lief aus der Nase. Sein Kollege setzte Pfefferspray ein, J. bekam einen Teil ab. Der Angeklagte: „Wir gingen zu Boden, der Verdächtige lag auf mir, er entwickelte unglaubliche Kräfte.“ Ein handfestes Gerangel.

Der Brutalo-Polizist war selbst erheblich verletzt

J. setzte seine Fäuste ein. O. soll einen Kollegen von J. gebissen haben. Es trafen vier weitere Polizisten ein. O. wurde schließlich mit vereinten Kräften am Boden fixiert. Sie hatten den verletzten J. weggeschickt, er aber kehrte zurück.

Ein Beamter (36): „Unerwartet kam der Tritt – aus meiner Sicht eine völlig unnötige Aktion.“ Denn O. habe mit dem Gesicht nach unten gelegen. Eine Polizistin (30): „Wir sagten ihm, dass das Konsequenzen haben werde.“

Hussein J. war erheblich verletzt, auch Prince O. wurde im Krankenhaus behandelt. O.: „Ich hatte ein verbeultes Gesicht.“ Und Todesangst. J. gestand nun: „Der Tritt war nicht verhältnismäßig.“ Nach dem Faustschlag in sein Gesicht habe er sich in einer Ausnahmesituation befunden.

Der Anwalt: „Er hat überreagiert.“ Die Richterin: „So geht es nicht.“ Urteil: Zehn Monate Haft auf Bewährung und 600 Euro an O. Ein dienstliches Nachspiel wird folgen.