Den „Star Wars“-Filmen bin ich persönlich ja durchaus zugetan (sie stehen natürlich alle in meinem DVD-Regal), aber was die Serien und alles darum herum angeht, muss ich zugeben: Ich verfolge die schon lange nicht mehr. Wenn ich Disney+ öffne, werde ich von dem „Star Wars“-Angebot vollkommen überfordert, und selbst wenn ich wollen würde, wüsste ich nicht, womit ich überhaupt anfangen sollte. Deswegen war ich umso überraschter, dass mich letztens trotzdem eine „Star Wars“-Serie neugierig gemacht hat. Auf Social Media habe ich immer wieder Posts zu „The Acolyte“ gesehen, die seit einem Monat auf Disney+ läuft.
Die neue „Star Wars“-Serie „The Acolyte“ ist ein Jedi-Krimi
„The Acolyte“ spielt 100 Jahre vor der Entstehung des Imperiums, also einige Jahrzehnte vor den „Star Wars“-Filmen. Was mich letzten Endes überzeugt hat, einzuschalten: Es ist eine Krimi-Geschichte, in der die Helden eine Reihe von Morden aufklären müssen. Für eine gute Detektivgeschichte bin ich immer zu haben.
Und ich wurde wirklich nicht enttäuscht. Die Geschichte ist mysteriös genug, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht; die Charaktere sind sympathisch; die Kampfszenen eindrucksvoll; es gibt liebenswerte Roboter und sogar ein paar Lacher. Später habe ich auch gelesen, dass sich die Macher von „The Acolyte“ extra einen Autor ins Drehbuch-Team geholt haben, der noch nie „Star Wars“ gesehen hatte, einfach um sicherzugehen, dass alles, was passiert, auch für Außenstehende verständlich ist. Das merkt man auf jeden Fall. Kurz gesagt: Ich bin Fan.
„The Acolyte“ fiel Review-Bombing zum Opfer
Die böse Überraschung kam dann für mich, als ich mehr über „The Acolyte“ erfahren wollte und mich dafür in die Weiten des Internets gestürzt habe. Unter den alteingesessenen „Star Wars“-Fans ist nämlich die Hölle los. Auf Google hat „The Acolyte“ eine Bewertung von 1,6 Sternen, auf anderen Websites sieht es ähnlich aus. Die vielen 1-Sterne-Bewertungen haben mich skeptisch gemacht, und meine Vermutung wurde schnell bestätigt: „The Acolyte“ ist ein Opfer von Review-Bombing.
Review-Bombing ist ein Phänomen, bei dem viele Menschen sich verabreden, negative Rezensionen zu posten (oft ohne die Serie gesehen zu haben, oft indem ein einzelner Nutzer viele verschiedene Bot-Accounts benutzt), um etwas unbeliebter aussehen zu lassen, als es eigentlich ist. Während sich die Sterne-Bewertungen üblicherweise relativ natürlich zwischen 1 und 5 Sternen verteilen, kann man Review-Bombing an der überwältigenden Anzahl von 1-Sterne-Reviews erkennen. „The Acolyte“ ist da nicht das erste Opfer. Im „Star Wars“-Universum ist das Phänomen sehr verbreitet – die Fans sind eben sehr leidenschaftlich.

Beliebter als gedacht: „The Acolyte“ zieht Zuschauer an
Klar, Serien sind Geschmackssache, und niemand ist gezwungen, „The Acolyte“ zu mögen. Menschen im Internet sind aber sehr gut darin, es so aussehen zu lassen, als wäre eine Sache unbeliebter, als sie eigentlich ist.
Erst vor kurzem veröffentlichte die unabhängige Plattform Reelgood offizielle Daten darüber, wie beliebt die Serie tatsächlich ist. Zur Überraschung aller, die auf das Review-Bombing reingefallen sind, war „The Acolyte“ nicht nur sehr viel beliebter als angenommen – es ist sogar die zweiterfolgreichste „Star Wars“-Serie überhaupt, übertroffen nur von „Obi-Wan Kenobi“. Manchmal lohnt es sich eben, das Genörgel im Internet auszublenden und einfach mal einzuschalten.
Jana Hollstein schreibt immer dienstags für den KURIER über die große weite Welt des Internets. Mails an wirvonhier@berlinerverlag.com ■