Kolumne „Wir im Netz“

Pentagon Pizza Report: Wird hier Pizza bestellt, fallen die Bomben

Ein Social-Media-Account hat eine ungewöhnliche Technik, die globale Krisen vorhersagen soll. Mit der trifft er verdächtig häufig ins Schwarze.

Author - Jana Hollstein
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Machen Pentagon-Mitarbeiter Überstunden, gönnen auch sie sich gerne mal eine Pizza von der Pizzeria nebenan.
Machen Pentagon-Mitarbeiter Überstunden, gönnen auch sie sich gerne mal eine Pizza von der Pizzeria nebenan.imagebroker/imago

Israels Angriff auf den Iran wurde strengstens geheim gehalten. Niemand wusste davon – bis auf die 144.000 Follower des X-Accounts „Pentagon Pizza Report“. Denn schon lange verfolgt dieser Account die Besucher-Statistiken der um das Pentagon gelegenen Pizzerien. Die Theorie dahinter: Gehen dort die Bestellungen hoch, ist im Pentagon viel Betrieb – eine Vorwarnung für politische Aktivitäten der USA und Verbündeter auf globaler Ebene.

Brisante Pizza-Theorie macht im Netz die Runden

Exklusiv für seine Social-Media-Seite Truth Social verlautete Trump am Samstag, das US-Militär habe drei Atomanlagen des Irans bombardiert. Nicht mal Vize-Präsident J.D. Vance wusste davon. Weniger als eine Stunde vorher teilte der „Pentagon Pizza Report“ einen Screenshot der aktuellen Besucherzahlen der Pizza-Kette Papa John’s auf Google: „Es wird von HOHER Aktivität berichtet in dem Papa John’s nahe dem Pentagon“.

Der Zusammenhang klingt sinnvoll: Bei langen Nächten im Büro wird schnell mal der Pizza-Blitz angerufen – auch im Pentagon. Aber kann das wirklich alles so einfach sein? Die „Pizza-Theorie“ kursiert im Netz schon länger. Seit 1983 sollen so 21 globale Krisen richtig vorhergesagt sein worden, so Zeitung Journée Mondiale. Übrigens gibt es neben der Pizza-Theorie auch die Schwulen-Bar-Theorie: Vor Pentagon-Aktivitäten sollen Schwulen-Bars rund um das Pentagon ungewöhnlich leer sein.

Pentagon dementiert den Pizza-Index

Wie sehr das so alles stimmt, wird auch im Netz rege diskutiert. So schreibt zum Beispiel ein Reddit-User in Antwort auf den eben genannten Artikel: „Es gibt 21 globale Krisen, die so vorhergesagt wurden, aber das sind nicht die EINZIGEN Male, dass es an den genannten Orten voll war. Manchmal ist auch einfach viel los“. Auch das US-Militär hat sich offiziell gegen die Theorie gewehrt und meint, das Pentagon habe ein reiches Essensangebot, Mitarbeiter bräuchten also keine Pizza von außen zu bestellen.

Nichtsdestotrotz ist der „Pentagon Pizza Report“ nicht nur in den dunklen Ecken des Internets beliebt. So schreibt zum Beispiel Alex Selby-Boothroyd, leitender Datenjournalist beim Economist, auf LinkedIn, der Pizza-Index sei ein ein zuverlässiger Indikator für einschneidende globale Ereignisse wie Putsche oder Kriege. Und schon 1990 sagte der US-amerikanische Journalist Wolf Blitzer: „Fazit für Journalisten - immer die Pizzas im Auge behalten“.

Jana Hollstein schreibt immer dienstags für den KURIER über die große weite Welt des Internets. Mails an wirvonhier@berlinerverlag.com