Es gibt in der Welt der Tiere faszinierende Phänomene, über die man sich gut wundern kann. Ein Beispiel ist seit Jahren in der Berliner Innenstadt zu bestaunen. Wir alle wissen, dass die Hauptstadt ein Hotspot für Tauben ist – die Vögel, die sich vor allem an öffentlichen Plätzen tummeln, haben viele Gegner. Nur: Sie sind nicht die einzigen Piepmätze, die oft in Berlin zu finden sind. Seit Jahren zählt etwa die Mitte der Stadt als „place to be“ für Möwen. Doch was treibt die Vögel, die man eher an der Küste erwarten würde, in die deutsche Hauptstadt?
Warum gibt es in Berlin so viele Möwen? Das ist einer der Gründe
In aktuellen Berichten habe ich gelesen, dass es die Vögel vor allem im Winter in Großstädte zieht. Und das ist nicht verwunderlich: Die Möwen, die in größeren Kolonien beispielsweise an Seen brüten, finden vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit einen reich gedeckten Tisch vor, können sich an Bratwurst-Resten und allerlei Leckereien laben, die die Weihnachtsmarkt-Besucher hinterlassen.
In manchen Städten beobachtet man seit Wochen, dass die Vögel vermehrt zu sehen sind. Aber: Nicht nur Weihnachtsmärkte sind eine Anlaufstelle. In Landshut wurde etwa beobachtet, dass sich die Vögel in der Nähe von Grundschulen aufhalten. Denn: Hier lassen Kinder häufiger mal ein Pausenbrot fallen.
In Nürnberg sind es vor allem Lachmöwen, die gesichtet werden. Der Vogel gehört zu den Möwen-Arten, die in Deutschland am häufigsten vorkommen. Typisch sind der schokoladenbraune Kopf und der Ruf, der wie Gelächter klingt. Im Winter tragen die Vögel allerdings ein schlichtes, grau-weißes Gefieder ohne markante Kopffärbung. Doch auch in Berlin gibt es noch andere Arten, die sich hier wohlfühlen, vor allem in der kalten Jahreszeit. „Unsere heimischen Brutvögel verlassen die Region oft zum Herbst oder Winter hin, dafür sind dann Vögel aus dem Osten bei uns zu beobachten“, heißt es beim NABU.

Gerade im Winter sehe man an einigen Orten – beispielsweise am Tegeler See, am Urban- oder Osthafen – große Ansammlungen von teilweise mehreren Hundert Vögeln. Zu beobachten sind dann auch die weiß-grauen Sturmmöwen, die sonst vor allem an den Küsten beheimatet sind, – Sichtungen gibt es hier oft auf dem Tempelhofer Feld. Auch die sehr kleine und seltene Zwergmöwe wird gelegentlich gesehen. Und Großmöwen wie die Silbermöwe, die Mittelmeermöwe und die Steppenmöwe kommen in der Hauptstadt ebenfalls vor.
Laut Naturschützern wird der Möwen-Bestand in Berlin größer. Die größte Möwen-Kolonie der Stadt befindet sich – das erklärte mir mal eine Sprecherin des NABU – am Alexanderplatz. Der Grund: Hier finden die Vögel alles, was sie zum Überleben brauchen. Zum einen das Futter, das die Passanten fallen lassen: Wohl jeder, der schon einmal in einem der Imbiss-Läden im Bahnhof oder in den S-Bahn-Bögen gegessen hat, weiß, dass hier immer hungrige Möwen lauern.
Küsten-Vögel im Herzen der Hauptstadt: Darum ist Berlins Mitte so attraktiv für Möwen
Es gibt auch noch andere Gründe, die Berlins Mitte attraktiv für die Vögel machen. So gibt es hier viele Flachdächer, auf denen die Möwen gut brüten können. „Die Vorteile hier sind die relative Ungestörtheit von Füchsen, Hunden und Menschen sowie die gute Übersicht über die Umgebung“, heißt es beim NABU. Und: Abgesehen von Tauben gibt es nur wenige andere Vogelarten, die ihnen den Lebensraum streitig machen.
Wichtig bei den Möwen ist übrigens eines: So putzig sie auch sein können, sollten sie nicht gefüttert werden. Der Grund: Wenn sie in der Innenstadt genug Futter finden und satt sind, ist das verschwendetes Potenzial. Denn: Möwen sind tierische Umweltschützer. Sie halten Berlins Seen sauber, weil sie sich normalerweise von toten Fischen ernähren. Doch wer mit Pommes- und Döner-Resten vollgestopft ist, kann diese Arbeit nicht mehr erledigen. Das Füttern mit Essensresten kann also nicht nur für die Vögel selbst problematisch sein, sondern auch für Berlins Gewässer.