Liebe Leserin und lieber Leser,
neulich hatte ich in der S-Bahn keine Chance, das Gespräch zwischen zwei Damen im „besten Alter“ NICHT mit anzuhören. Die eine erzählte ihrer Begleiterin sehr lautstark, dass sie stets für November eine längere Reise in den Süden bucht, um dem Grau, dem nasskalten Wetter und der frühen Dunkelheit zu entfliehen. Na gut, wer sich’s leisten kann, war mein erster stiller Kommentar.
Aber dann dachte ich doch darüber nach, ob mir all das Genannte ebenso auf die Stimmung schlägt. Der November in diesem Jahr hat sich Mühe gegeben, uns mit angenehmen Temperaturen und Sonne in kleinen Portionen zu verwöhnen. Aber das ist es nicht allein. Ich brauche den Rhythmus der Jahreszeiten. Er bestimmt, was ich unternehme, anziehe, einkaufe, koche. Eingemummelt durch den Novemberwind zu laufen, finde ich genauso schön wie eine warme Suppe am Abend, die ich nur in dieser Jahreszeit koche.
Es gibt viele Dinge, um den November-Blues gar nicht erst aufkommen zu lassen
Aber es gibt noch viel mehr, um den November-Blues gar nicht erst aufkommen zu lassen. Sich zum Essen oder Shoppen verabreden oder einfach mal gar nichts tun – die To-do-Liste kommt ins Aus und darf erst ab morgen wieder bestimmen. Wenn ich ab und zu meine sehr bewusst geplanten Tagesabläufe durchbreche, hebt sich meine Stimmung fast automatisch. Die kleine Selbstrebellion gibt Power!
Wenn das Grau draußen besonders dominiert, greife ich fast automatisch zu kräftigen Farben. Rot ist ein echter Energiekick. Nichts wie her mit roten Tüchern, forschem Lippenstift, Roter Bete und gutem Rotwein am Abend. Brauchen Sie noch mehr Anti-November-Blues-Tipps? Dann verwandeln Sie Ihr Bad in eine private Wellness-Lounge, gehen Sie endlich mal wieder tanzen oder verabreden Sie sich mit Ihren Freundinnen zum DVD-Abend. Jede darf ihren Lieblingsfilm mitbringen (daraus werden meistens mehrere Abende).

Ein Spaziergang vertreibt trübe Gedanken
Auch wenn es angesichts der Dunkelheit schwerfällt: Ein Spaziergang vor oder nach der Arbeit oder in der Mittagspause vertreibt Trägheit und trübe Gedanken. Laufen Sie dem November-Blues einfach davon. Abends wirkt ein Kakao, zubereitet aus Kakaopulver, mit Zucker (unser Körper verlangt in dieser Jahreszeit nach Energie) und Schlagsahne wie ein Gruß aus dem Genießer-Paradies.
Und wer sollte etwas dagegen haben, einfach mal einen ganzen Wochenend-Tag mit einem Buch vor der Nase auf der Couch zu verbringen? Ein Belohnungs-Faultier-Tag ist ein Geschenk an sich selbst, das in dieser Jahreszeit besonders gut funktioniert, weil wir draußen wenig verpassen.

Dann kommt ja bald die Adventszeit mit all ihren Lichtern, Deko-Queen-Glanzpunkten, Plätzchen-Backrunden und Weihnachtsmarkt-Bummeln. Wenn sich in dieser Zeit der Stress in Ihnen breitmacht wie eine lästige Erkältung, helfen die gleichen Aktivitäten wie gegen November-Blues. Gönnen Sie sich Zeit für sich, dann können Sie die Zeit mit der Familie und Freunden viel intensiver genießen,
weiß Ihre Sabine Stickforth
KURIER-Autorin Sabine Stickforth schreibt jede Woche über das Leben über 50 in Berlin.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com ■