Kolumne

Kennen Sie diese vergessenen Worte?

Wer kennt sie noch, die Kinkerlitzchen, Achtgroschenjungen oder Vatermörder?

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Über manche neue Wortschöpfung kann diese Dame nur lachen. Den tollpatschigen Goofy gibt es schließlich schon lange
Über manche neue Wortschöpfung kann diese Dame nur lachen. Den tollpatschigen Goofy gibt es schließlich schon langeWestend61/imago

Liebe Leserin und lieber Leser,

kennen Sie „Goofy", „Side eye" und „NPC"? Wenn ja, sind Sie entweder sehr jung, besonders interessiert an der Sprache oder haben Kinder im Teenager-Alter. Der Langenscheidt-Verlag hat diese drei Begriffe bekannt gegeben, die bei der Wahl des Jugendwortes 2023 in der Endauswahl stehen.

Unsere Sprache ist lebendig und verändert sich ständig. Gesellschaftliche und technische Entwicklungen, Reisen, andere Kulturen und der Zeitgeist bringen neue Wörter hervor, die oftmals schnell Alltagssprache werden. Ich gebe gern zu, dass ich lange recherchieren musste, nachdem ich zum ersten Mal „ChatGPT“ gehört hatte und weder wusste, was das ist, noch wie man das schreibt. Andere Worte verlieren ihre Bedeutung oder kommen ganz aus der Mode. Wer seinen Anorak anzieht, sich über die viele Reklame im Briefkasten ärgert oder gern ein Betthupferl nascht, outet sich umgehend als Mensch mit vielen Jahren Lebenserfahrung.

Dass Abtritt einst nicht nur das Karriereende von Ministern beschrieb, sondern auch das Wort für Plumpsklo war, wissen heute nur wenige. „Vatermörder“ formulierte keinen Straftatbestand, sondern einen hohen, steifen Kragen an Herrenhemden, dessen steife Spitzen bis über das Kinn hinausragten. Keiner geht mehr schwofen, hält Maulaffen feil oder kupfert etwas ab, obwohl diese Tätigkeiten nach wie vor zu unserem Alltag gehören.

Worte wie Etepetete, Graf Koks von der Gasanstalt, Achtgroschenjunge, Bakelit, Donnerbalken, Fersengeld … vermisse ich nicht, weiß dennoch, was sich dahinter verbirgt. Aber es gibt sie auch, die Begriffe und Bezeichnungen, deren seltener Gebrauch oder gar Verschwinden schade ist. Dazu gehören für mich so schöne Worte wie Kleinod, Firlefanz oder Kinkerlitzchen. Vielleicht mixe ich die einfach ab jetzt in meine Alltagsgespräche und hoffe auf Verbreitung wie bei der Retro-Mode - alles kommt irgendwann wieder und ist gefragt. Die Redaktion des Duden macht sich alle paar Jahre die Mühe, neue Worte einzupflegen. Das Nachschlagewerk wird also mit jeder Neuauflage ein bisschen dicker.

Ehe ich es vergesse: Das Wort „Side eye“ wird genutzt, um Verachtung oder Missbilligung auszudrücken, „NPC“ ist eine Abkürzung und steht für „Non-Player-Character", also eine Person, die nur passiv am Geschehen teilnimmt, und „Goofy“ wird im Sinne von tollpatschig verwendet. So wie der namensgleiche etwas einfältige und tollpatschige Walt Disney Comic Hund. Ich werde beim nächsten Termin mit jungen Menschen mal testen, ob sie diese Worte kennen und benutzen. Aber vielleicht wirkt man als Frau der älteren Generation damit „cringe". Das steht für peinlich und war Jugendwort im Jahr 2021. Aber Hauptsache, wir reden miteinander, auch wenn das manchmal eine kleine Zeitreise der Wörter ist. Das Jugendwort 2023 wird übrigens auf der Frankfurter Buchmesse verkündet. Ich gebe Obacht, wenn es veröffentlicht wird.

Ihre Sabine Stickforth,

die keinen Muckefuck mag und sich nicht die Haare onduliert. ■