Reaktion nach Trainer-Zoff

Millimeter und Mentalität: Hertha BSC gewinnt in Paderborn ein völlig verrücktes Spiel!

Nach dem Eklat um Trainer Pal Dardai setzen die Blau-Weißen mit dem 3:2-Sieg beim SC Paderborn ein dickes sportliches Ausrufezeichen. 

Author - Sebastian Schmitt
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Unfassbar stark: Fabian Reese und Hertha BSC jubeln über den späten 3:2-Sieg in Paderborn. 
Unfassbar stark: Fabian Reese und Hertha BSC jubeln über den späten 3:2-Sieg in Paderborn. Ulrich Hufnagel/imago

Ja, Fußball wird bei Hertha BSC auch noch gespielt. Nachdem sich Hertha-Trainer Pal Dardai (48) unmittelbar vor dem Auswärtsspiel beim SC Paderborn erstmals zu seinem Eklat bei der Pressekonferenz vor dem Spiel äußerte und seinen plötzlichen Abgang verteidigte, sorgten seine Spieler wieder für ein dickes sportliches Ausrufezeichen. Millimeter und Mentalität: Hertha BSC gewinnt mit 3:2 (1:1) ein völlig verrücktes Spiel! 

Das Spiel beim SC Paderborn rückte nach dem Eklat am Mittwoch zunächst in den Hintergrund. Sportdirektor Benjamin Weber (44) hatte vor dem Anpfiff alle Hände voll zu tun, ordnete Dardais Verhalten ein und lobte den Ungar für dessen Arbeit, vermied aber auch eine klare Aussage, ob Dardai auch in der kommenden Saison Hertha BSC trainieren wird. Dardai selbst teilte nach seiner abgebrochenen Pressekonferenz kurz vor dem Spiel weiter aus

Hertha BSC kassiert frühes Gegentor in Paderborn

Auf dem Platz ging es nicht weniger wild zu. Hertha hatte zunächst große Probleme in der Anfangsphase und geriet durch einen direkt verwandelten Freistoß von Raphael Obermair früh in Rückstand (16.), nachdem man zuvor bereits ein Abseitstor (7.) und einen Lattenkracher (11.) kassierte.

Doch Dardais Team ließ sich weder von dem Druck der Gastgeber noch durch das 0:1 beindrucken. Mittelfeldmann Aymen Barkok nutzte direkt nach Wiederanpfiff einen Fehler der Paderborner, spielte mit Palko Dardai Doppelpass und schob cool zum 1:1 ein (17). Trotz des schnellen Ausgleichs kam Hertha einfach nicht richtig ins Spiel. Paderborn behielt die Oberhand und hatte auch die besseren Chancen. 

Hertha BSC kassiert Standardtor

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit bestimmte Paderborn das Spiel. Nach zwei Großchancen kam es, wie es kommen musste: Visar Musliu brachte die Gastgeber nach einer Ecke völlig unbedrängt per Kopf mit 2:1 in Führung (59.).  

Dardai, der Barkok, Florian Niederlechner und Palko Dardai für Jeremy Dudziak, Ibrahim Maza (beide Bank) und Marten Winkler (Gelbsperre) in Paderborn in die Startelf beförderte, reagierte und brachte Defensiv-Allrounder Deyo Zeefuik sowie Spielmacher Maza für Barkok und Niederlechner. 

Hertha BSC kommt in Paderborn zurück

Zwar stand Hertha BSC von nun an defensiv stabiler. Offensiv lief aber weiter wenig zusammen. Erst der eingewechselte Derry Scherhant (70. für Palko Dardai) brachte neuen Schwung und läutete mit einem Fernschuss eine völlig verrückte Schlussphase ein. 

Blau-weißer Jubel in Rot: Hertha BSC feiert den 3:2-Sieg in Paderborn.
Blau-weißer Jubel in Rot: Hertha BSC feiert den 3:2-Sieg in Paderborn.Ulrich Hufnagel/imago

Zunächst blieb der Torjubel den mitgereisten 2500 Hertha-Fans im Hals stecken. Nach einer feinen Kombination von Maza und Jonjoe Kenny legte der Engländer den Ball auf den eingewechselten Bilal Hussein zurück. Der Schwede behielt die Übersicht und traf zum 2:2 (86.), das jedoch durch den Pfiff von Schiedsrichter Martin Petersen zunächst nicht zählte. Der VAR überprüfte gleich zwei Sachen: Stand Maza beim Zuspiel im Abseits und war der Ball vor Kennys Pass im Aus?

Hertha BSC beweist Mega-Mentalität

Jeweils eine Millimeter-Entscheidung! Nach zwei Minuten lautete die Antwort auf beide Fragen: Nein! Dardai und Weber ballten an der Seitenlinie die Fäuste und sollten sich nur Minuten später in den Armen liegen. Denn Hertha BSC bewies mal wieder Mega-Mentalität – und spielte den perfekten Konter aus: Fabian Reese schickte in der 90. Minute Maza auf die Reise, der sich im Strafraum behauptete und den Ball auf den mitgelaufenen Haris Tabakovic ablegte, sodass der Bosnier nur noch zum 3:2 einschieben musste und mit seinem ersten Torschuss seinen 18. Saisontreffer erzielte. Völlig verrückt! 

Alles klar? Von wegen. Paderborn steckte nicht auf und kam noch zu einer Riesenchance. Doch Sebastian Klaas schoss den Ball in der siebten Minute der Nachspielzeit über das Tor. Danach kannte der Hertha-Jubel keine Grenzen. Dardai zufrieden: „Die erste Halbzeit waren wir nicht anwesend. Dann haben wir gut gewechselt und der Gegner wurde nach dem 2:2 ungeduldig. Dann hatten wir die Räume und auch etwas Glück.“

Über Nacht hat Hertha BSC damit nur noch fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Geht da doch noch etwas in Sachen Aufstieg? Dardai: „Wir haben immer gesagt, dass wir ein Jugend-Projekt haben und dass man mit Glück auch etwas schaffen kann. Wir arbeiten weiter und bleiben dran.“ ■