Hertha-Torwart Rune Jarstein steht nach einigen Patzern in der Kritik. Kult-Keeper Gábor Király glaubt an den Norweger.
Hertha-Torwart Rune Jarstein steht nach einigen Patzern in der Kritik. Kult-Keeper Gábor Király glaubt an den Norweger. Foto:  Imago Images

Einmal Herthaner, immer Herthaner. Gábor Király (44) denkt täglich an Hertha BSC und fiebert in der Heimat bei jedem Spiel mit. Der Kult-Keeper erklärt im KURIER, warum alle Blau-Weißen mit Trainer Bruno Labbadia von Europa träumen dürfen und er weiter an Torhüter Rune Jarstein (35) glaubt.

„Rune ist erfahren genug. Er kann damit umgehen“, sagt Király am Telefon. Dem Ungarn sind die Spekulationen über einen Nachfolger für den Norweger nicht entgangen.

Wie auch? „Ich bin Hertha-Fan und drücke vor dem TV bei jedem Spiel die Daumen“, sagt Király, der von 1997 bis 2004 das blau-weiße Tor hütete und nicht nur wegen seiner Schlabberhose Kult-Status erreichte. Das letzte Mal live bei einem Spiel war er gegen Dortmund im Oktober. Seitdem ist er in seiner Heimatstadt Szombathely, engagiert sich mit seiner Stiftung in der Corona-Krise. Auch in Ungarn geht die Zahl der Neuinfizierten zurück. „Die Menschen gehen sehr diszipliniert mit den Beschränkungen um. Es geht aufwärts“, berichtet Király.

Aufwärts geht es auch mit Hertha. Unter Bruno Labbadia sammelten die Blau-Weißen zehn Punkte aus fünf Spielen. „Mit Bruno läuft es“, sagt Király, der selbst 2009 ein halbes Jahr unter Labbadia in Leverkusen trainierte. „Er ist ein Vollblut-Trainer“, erinnert er sich und lobt dessen Handschrift: „Spielart und -weise ist nun klar erkennbar.“ Mit Labbadia – und den Millionen von Investor Lars Windhorst – könnte Hertha schon bald in Europa für Furore sorgen. „Das Potenzial ist da. Es muss aber jedes Puzzle-Stück passen“, sagt Király, der Herthas einzige Champions-League-Saison 1999/2000 erlebte.

Immer noch nah dran. Gábor Király schaute vor der Saison im österreichischen Trainingslager bei Hertha vorbei. 
Foto:  Ottmar Winter
Immer noch nah dran. Gábor Király schaute vor der Saison im österreichischen Trainingslager bei Hertha vorbei. 

Ein besonders wichtiges Puzzle-Teil ist die Position des Torhüters. Jarstein, seit 2015 die Nummer eins, lieferte jahrelang Top-Leistungen ab, gehörte stets zu den besten Keepern der Liga. Doch die turbulente Hertha-Saison ging auch am Norweger nicht spurlos vorbei. Jarstein patzte und wackelte mehrfach, sodass Interims-Trainer Alexander Nouri zweimal Ersatzmann Thomas Kraft den Vorzug gab. Labbadia setzt wieder auf Jarstein. Daran änderte auch seine jüngste Slapstick-Einlage nichts, als er sich beim 2:2 in Leipzig den Ball selbst ins Tor warf.

Alter nicht entscheidend

„Jeder Torhüter macht Fehler. Wichtig ist immer, dass man daraus lernt und den nächsten Schritt macht“, sagt Király, der sich vorstellen kann, dass die Trainerwechsel Jarstein aus dem Rhythmus gebracht haben. Zur Erinnerung: Covic-Nachfolger Jürgen Klinsmann setzte Torwart-Trainer und Jarsteins Bezugsperson Zsolt Petry im Herbst vor die Tür, installierte DFB-Trainer Andreas Köpke. Auf Köpke folgte U23-Torwarttrainer Max Steinborn, bevor Manager Michael Preetz im Februar keine 24 Stunden nach Klinsmanns kuriosem Rücktritt Petry zurückholte.

„Der Trainer ist für einen Torhüter sehr wichtig. Nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Wenn du jahrelang mit jemanden arbeitest und er plötzlich nicht mehr da ist, dann fehlt dir die Rückendeckung. Das kann einen Unterschied machen“, erklärt Király, der die besondere Beziehung zwischen Jarstein und Petry kennt. Letztgenannter machte Herthas Rückhalt trotz fortschreitenden Alters jedes Jahr besser.

Wie Hertha konkret plant, weiß Király nicht. Manager Michael Preetz bezeichnete die Gerüchte um Jarstein als „abenteuerlich“. Findet Jarstein, dessen Vertrag 2021 ausläuft, im Saison-Endspurt seine Form wieder, sieht Király keinen Bedarf. „Rune ist ein erfahrener Nationaltorhüter, der sich voll mit Hertha identifiziert. Er kann dem Verein immer noch helfen, das hat er in der Vergangenheit oft genug gezeigt“, erklärt Herthas Kult-Keeper, der selbst bis vergangenes Jahr aktiv war. „Er soll die Zeit genießen, der Körper meldet sich schon“, empfiehlt er Jarstein und lacht.