Nervenschlacht im 5:3-Elferkrimi bei Preußen Münster gewonnen, Hertha BSC ist im Pokal eine Runde weiter, mit ganz viel Dusel. Es ist ein kurzer Moment des Jubels, ein kurzer Glücksmoment für die Hertha-Seele. Doch die Sorgen bleiben.
Auch im dritten Pflichtspiel fand kein geordnetes Mittelfeld, kein organisiertes Aufbauspiel statt. Alles unsauber, alles ohne Dynamik. Trainer Stefan Leitl ist gerade im Dauer-Improvisier-Modus, weil sein wichtigster Spieler mit Paul Seguin verletzt fehlt. Dazu auch noch der Ausfall von Diego Demme als Sechser. Erst durften sich Leon Jensen und der junge Kennet Eichhorn beim 0:0 als Demme-Ersatz probieren, jetzt im Pokal plötzlich Kevin Sessa.
Verstanden habe ich es nicht ganz. Wenn schon Deyo Zeefuik als Kampfspieler ausfällt, wäre Jensen mit ähnlichen Qualitäten die bessere Wahl in so einem Pokalfight gewesen. Das sah dann auch jeder nach Jensens Einwechslung für Sessa. Die Balance zwischen Kampf und Kunst im Team war nicht da.
Leitl sucht weiter die Achse im Team
Dazu kommt, dass Michael Cuisance, der für Seguin den Part als Achter übernimmt, seit Saisonstart nicht richtig am Spiel teilnimmt. Seine Stärken liegen im letzten Drittel des Spielfeldes als starker Techniker, gutem Dribbling und exakten Pässen. Doch in der eigenen Hälfte wirkt der Franzose als Regisseur blass und oft mutlos. Das ist zu wenig, um ein Spiel nach vorne anzutreiben.
Die Stürmer bekommen zu wenig Chancen. Und wenn das so ist, wächst der Druck bei den wenigen Tormöglichkeiten. Fabian Reese und Dawid Kownacki wirken verkrampft und so war es exemplarisch, dass Kownacki in der 90. Minute und Reese in der 120. Minute das Siegtor jeweils vergaben.
Hoffnung macht gerade nur ein Spieler, den keiner bisher so richtig auf dem Zettel hatte. Der dritte Angreifer Sebastian Grönning spielt befreit und locker auf, bei dem Dänen sieht man impulsive Dynamik im Strafraum. Er behielt die Nerven und traf zum entscheidenden fünften Elfer.