Wie soll das noch zwischen Hertha BSC und Energie Cottbus weitergehen? Der blau-weiße Publikumsliebling Fabian Reese (26) wurde beim Testspiel von Energie-Verteidiger Filip Kusic (28) ins Krankenhaus getreten. Nach seiner Fuß-OP fällt der Flügelflitzer mehrere Wochen aus. In einem Statement auf Instagram erklärte Reese, dass sich Kusic nicht entschuldigt hat.
Gegen diese Behauptung wehrt sich wiederum jetzt Energie Cottbus und schrieb auf der Vereinshomepage: „Nicht zutreffend ist jedoch, dass es keine Entschuldigung seitens Filip Kusic gegeben hätte. Der Abwehrspieler des FC Energie ging während der ersten Trinkpause des Testspiels nochmals gezielt zu Fabian Reese, um sich persönlich bei ihm zu entschuldigen. Das sollte in dieser Form auch so formuliert und klargestellt werden.“
Sorry, Energie Cottbus, das sind Halbwahrheiten! Lassen wir doch mal den Entschuldigungs-VAR die Szenen überprüfen. Nach dem Foul bei Spielminute 16 und 45 Sekunden liegt Reese vor Schmerzen am Boden und Kusic läuft vom Tatort weg. Eindeutig keine Entschuldigung! Spulen wir vor: Es läuft die 22. Minute. Reese muss nach einem Ballkontakt an der Außenlinie vor Schmerzen aufgeben und legt sich außerhalb des Feldes hin. Energie-Trainer Pele Wollitz geht zu ihm, danach kommt Reeses direkter Gegenspieler Henry Rorig. Alles sportlich fair! Haris Tabakovic kümmert sich um seinen Sturmkumpel. Danach eilen Herthas Ärzte herbei und behandeln Reese.

Der Schiri aus Cottbus entscheidet bei der Behandlungsunterbrechung auf Trinkpause. Dann macht sich Kusic auf den Weg zu Reese, dabei wird der Übeltäter von einem Cottbus-Betreuer angesprochen. Kusic gibt Reese, der gerade medizinisch versorgt wird, bei Minute 22 und 18 Sekunden kurz die Hand und unterhält sich dann weiter mit dem Betreuer. Da stellen sich vier Fragen: Sieht so eine aufrichtige Bitte um Entschuldigung aus? Konnte Reese während der Behandlung wirklich registrieren, wer ihm die Hand gegeben hat? Und warum erwähnt Cottbus nicht die Behandlung, sondern redet nur von Trinkpause?
Und viertens gibt es da das oft missverstandene Wort der Entschuldigung. Die Formulierung im Cottbuser-Statement ist dafür ein Klassiker. „Entschuldigung seitens Filip Kusic“ ist einfach grober Unfug. Es gibt keine einseitige Entschuldigung. Ein Schädiger bittet nur den Geschädigten um Entschuldigung. Nur das Opfer kann entschuldigen, wenn es die Bitte annimmt. So macht Cottbus alles noch schlimmer.
Cottbus versucht unbeholfen, die Wogen zu glätten, denn auch Kusic wurde in den sozialen Medien diffamiert und damit auch zum Opfer. Auch distanziert sich der Verein von den widerwärtigen homophoben Pöbeleien von einigen Energie-Fans gegen Reese. Cottbus betitelt sein Statement so: „Sachlichkeit versus Emotionen“. Tja, wäre man da mal früher drauf gekommen.
Zum Beispiel vor dem Anpfiff. Sachlich war es ein Freundschaftsspiel, ein Testkick, bei dem die Trainer beider Mannschaften einfach nur prüfen wollen, wie gut ihre Spieler die Taktik schon verstanden haben. Das Cottbuser Team machte aber daraus, angeheizt von den Fans, ein emotionales Rivalitätsduell mit übermäßiger Härte, als ob es um Wettkampf und Punkte geht. Jetzt ist Reese kaputt. Und wie bekommt man den Zoff jetzt wirklich geschlichtet? Da gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit. Kusic sollte Reese so schnell wie möglich einen Krankenbesuch abstatten. Und dann wird das wie unter Männern geklärt. ■