Erst gefeuert, jetzt gefeiert

Hertha BSC: Leitl gegen Hannover, Sehnsucht nach dem bittersüßen Genuss

Sonntag gibt es das ultimative Saisonfinale für Herthas Coach Stefan Leitl gegen seinen Ex-Klub Hannover 96, der ihn vor fünf Monaten feuerte.

Author - Wolfgang Heise
Teilen
Herthas Trainer Stefan Leitl heckt schon einen Plan aus, wie er seinen Ex-Klub Hannover 96 am Sonntag besiegen kann.
Herthas Trainer Stefan Leitl heckt schon einen Plan aus, wie er seinen Ex-Klub Hannover 96 am Sonntag besiegen kann.Imago Images/nordphoto/Engler

Letztes Heimspiel im Olympiastadion: Zum Saisonfinale ein bisschen Sommerfußball? Nicht doch! Hertha BSC gegen Hannover 96 am Sonntag (15.30 Uhr) wird ein echter Showdown für Trainer Stefan Leitl (47). Dem Mann wurde Unrecht getan. Der Klub aus Niedersachsen schmiss Leitl in der Winterpause raus. Jetzt trifft der Coach wieder auf seinen Ex-Klub. Herthas Profis haben eine Aufgabe: Macht dieses Spiel zum bittersüßen Genuss für euren Trainer!

Rache? In solchen destruktiven Gefühlswelten hält sich Leitl nicht auf. Der Mann hat einen ganz anderen Kompass – die Liebe zum Fußball und sein höchster Wert ist die Chemie mit den Spielern.

Fußball-Deutschland schüttelte im Dezember fassungslos mit dem Kopf, als Hannover völlig sinnbefreit Leitl feuerte. Er war mit 96 auf Erfolgskurs, nur zwei Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz. Zweieinhalb Jahre hatte er gebraucht, um den Chaosverein von der Leine wieder von der Bundesliga träumen zu lassen.

Sein Nachfolger Andre Breitenreiter scheiterte kläglich und wurde drei Wochen später gefeuert. Hannover hat am letzten Spieltag keine Chance mehr auf den Relegationsplatz. Als Leitl auf Breitenreiters Entlassung angesprochen wurde, lächelt er nur und sagt nur: „Ich glaube, die Frage ist relativ einfach beantwortet. Ein Großteil der Jungs, die dort spielen, mit den habe ich zweieinhalb Jahre zusammengearbeitet. Deswegen sind meine Daumen auch weiterhin für Hannover gedrückt.“

Leitl sagt kein böses Wort über Hannover

Stefan Leitl wurde nach einem 0:0 gegen Hertha BSC bei Hannover 96 im Dezember 2024 gefeuert.
Stefan Leitl wurde nach einem 0:0 gegen Hertha BSC bei Hannover 96 im Dezember 2024 gefeuert.Imago Images/osnapix

Kein böses Wort, keine Häme. Er hätte ausholen können, macht dieser Trainer aber nicht. Er hat eine enge Bindung zu allen Profis, mit denen er zusammengearbeitet hat. Genau das ist ihm als Fußballlehrer wichtig. Trotzdem: Leitl, für Hannover 96 bleibt dieser Name, seine Entlassung, immer bestehen – als beschämende Dummheit.

Für Hertha BSC ist Leitl seit Februar ein Glücksgriff. Im Turbotempo mitten in der Saison machte er aus einer verwirrten, bis versprengten Truppe wieder eine echte Mannschaft. Klassenerhalt gesichert, und noch viel mehr. Ein Teamgeist ist wieder da, das Fundament für die neue Saison wurde gegossen.

Auch wenn Hertha zum Saisonende wegen vieler verletzter Spieler nur noch eine Rumpftruppe zusammen hat, muss es der ultimative Kick gegen 96 werden. Herthas Spieler würde extrem dadurch geholfen. Sie müssen beim Saisonfinale gegen Hannover Vertrauenskredit nicht nur bei den treuen Fans zurückzahlen, sondern auch bei Leitl. Nur so wächst der neue blau-weiße Spirit auch für die nächste Saison.