Seit zweieinhalb Jahren spielt Innenverteidiger Marc Kempf (29) für Hertha BSC. Mal geniale Momente, mal Blackouts. Letztere sind plötzlich bei dem Abwehrspieler weg. Darum spielt Kempf unter Trainer Cristian Fiel jetzt sicherer.
Kempf gehört zu den Gewinnern der vergangenen Wochen. Und er liefert auch die Begründung für seinen Leistungsanstieg. „Es war in den ersten Spielen zu sehen, was jetzt die Philosophie ist, wie wir Fußball spielen wollen. Sehr viel Ballbesitz, dem Gegner keine Erholung schenken. Letztes Jahr sind wir mehr aus der Umschaltsituation gekommen. Öfter tieferstehen, tiefer verteidigen“, erklärt Kempf. Mehr Aktion, statt Reaktion. Dauerbeschäftigung, statt manchmal gefährliche Erholungspausen.
Kempf: „Mehr Ballaktionen, mehr Selbstvertrauen“

Dem Ex-Stuttgarter liegt der offensivere Fußball unter Fiel mehr und er sagt auch, dass es gut für seinen Kopf ist: „Mir kommt es zugute, viel am Ball zu sein, viele Aktionen zu haben. Das macht mit einem was selbst, durch mehr positive Aktionen hast du mehr Selbstvertrauen. Und du spielst auch mehr den Risikopass.“ Und dieser hat nicht mehr die fatalen Folgen, wenn er mal nicht klappt, weil Hertha viel höher verteidigt.
Kempf machte bisher 74 Spiele für Hertha. Drei Rote Karten sammelte er, dazu auch immer wieder viel Unsicherheit. Ein Tiefpunkt war die Halbzeit- Auswechslung beim 5:1-Sieg gegen Elversberg im Dezember 2023 für Kempf. Er erwischte damals einen ganz schwarzen Tag. Eine Woche später trumpfte er wieder auf und köpfte den 2:1-Sieg in Kaiserslautern. Fünf Tore machte er bisher, es war sogar ein Doppelpack im Februar 2024 beim 2:1-Sieg in Fürth dabei.
Der Verteidiger, der sich von einem Mentalcoach betreuen lässt, sagt offen: „Ich habe im Winter meinige private und sportliche Entscheidungen getroffen. Das hat mir gutgetan.“ Ja, lange liebäugelte er mit einem Wechsel. Doch vor einem halben Jahr entschloss er sich trotz Bundesliga-Abstieg, sich bei Hertha weiter durchzusetzen. Kempf: „Seitdem geht der Trend bei mir nach oben.“
Kempf winkt diese Saison ein Jubiläum
Und er fühlt sich im Team wohl. „Das ist schon ein bisschen verrückt. Du bist als fast 30-Jähriger schon in der Unterzahl. Früher war man als Spieler mit knapp 30 Jahren in der Mehrheit in einem Team. Aber es macht viel Spaß mit den jungen Spielern auf dem Platz zu spielen. Meine Aufgabe ist es auch Hilfestellungen zu geben. Es wird auch mal lauter, aber das ist normal.“
Kempf hat seine neue Rolle angenommen und wirkt zufrieden. In dieser Saison könnte er sein 100. Hertha-Spiel machen. Ein Jubiläum, das vor einem Jahr nicht viele für möglich gehalten hätten. Da hätte er Hertha am liebsten noch verlassen.