Langsam wird es knifflig

Hertha analysiert sich selbst: In der Theorie sind Blau-Weiße spitze

Vor dem Kellergipfel am Sonntag beim 1. FC Nürnberg gibt es bei Hertha BSC nach der Pleite gegen Paderborn wieder ganz viel Redebedarf.

Author - Berliner KURIER
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Und wieder einmal bleibt den Spielern von Hertha BSC nach dem Schlusspfiff nur der Frust.
Und wieder einmal bleibt den Spielern von Hertha BSC nach dem Schlusspfiff nur der Frust.Nordphoto/Imago

Und schon wieder liegt eine Wir-müssen-Woche vor Hertha BSC. Das 0:2 gegen Paderborn macht den Start nicht nur erneut schwerer, es macht nunmehr auch spürbar Druck. Das Saisonziel Aufstieg entschwindet zumindest mittelfristig aus den Blicken. Sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz sind schon eine Menge Holz.

Hertha spielt irgendwie eine Kopie der vergangenen Saison. Auch unter Coach Cristian Fiel sollte alles besser werden, am Ende trennten sich die Wege. Vor einem Jahr führten die Erklärungen für die schwankenden Leistungen irgendwie immer zu Fabian Reese, der sich in der Vorbereitung in Cottbus diese komplizierte Fußverletzung zugezogen hatte und erst nach der Winterpause eingreifen konnte.

Hertha BSC stolpert über einen Mix aus Kleinigkeiten

Aktuell ist es eher ein Mix aus vielen Kleinigkeiten, die Hertha immer wieder stolpern lassen. Gegen Paderborn war es der Corona-Ausbruch unter der Woche im Team, der bis zu 14 Spieler erwischt hatte. Als Ausrede wollte das niemand geltend lassen. Löblich. Dafür hatten die Spieler viele andere Erklärungsansätze, die schlussendlich in eine Frage münden: Warum wissen sie in der Theorie sehr wohl, was alles nicht läuft und trotzdem bleibt die Praxis eine Wundertüte?

„Es war von vorne bis hinten enttäuschend“, sagte Luca Schuler. Beim 3:0-Sieg in Hannover machte er nach langer Verletzungspause nach seiner Einwechslung gleich noch ein Tor und sprudelte glücklich drauflos. Ein Spiel später wurde der Stürmer wieder eingewechselt, sprach danach über viel Frustrierendes: „Klare Torchancen haben uns gefehlt, ein Stück weit der Mut im Spielaufbau, das Spiel schneller zu verlagern, in den richtigen Momenten auch mal auf Ballbesitz zu spielen."

Tjark Ernst und Fabian Reese reden über die Fehler von Hertha BSC

Auch Torwart Tjark Ernst bekommt für die Theorie der Hertha-Analyse die Note 1: „Man hat bei jedem Einzelnen gesehen, dass er wollte und investiert hat. Aber es hat nicht viel funktioniert. Uns ist es nicht gelungen, richtig Dynamik zu entwickeln und die Tiefe zu attackieren. Es war eher Ballverlagerung, was auch wichtig ist, um den Gegner ins Verschieben zu bringen, aber dann muss halt irgendwann der Ball in die Tiefe kommen. Das ist uns nicht gelungen, dadurch haben wir es Paderborn ein bisschen zu leicht gemacht."

Fabian Reese hat auch seine Gedanken, warum es nicht läuft. „Wir sind zu unsauber im Passspiel", sagt der Kapitän und wühlt in der Wunde: „Wir brauchen für die Entscheidungsfindung zu lange, pressen nicht gut genug im Kollektiv, sind dadurch im eigenen Ballbesitz etwas zu müde und machen einfach zu viele Fehler. Es geht darum, den Ballbesitz besser auszuspielen, schneller zu spielen, zwei Kontakte zu nehmen, den Gegner in die Verschiebung zu bekommen, um dann Räume gut zu bespielen."

In der Video-Stunde werden die Blau-Weißen all das auch wieder zu sehen bekommen. Vielleicht als Gegenstück noch Szenen vom Hannover-Spiel, wo im Offensivspiel so einiges richtig gut gelang. Alles mit dem Ziel, es am Sonntag beim 1. FC Nürnberg (13.30 Uhr) besser zu machen. Die Messlatte liegt hoch, nach dem Lastminute-Sieg des Clubs gegen Bochum (2:1) noch höher. Geht es in Nürnberg wieder schief, beginnt in der Theorie eine neue Runde, die in der Praxis mit Stefan Leitl zu tun haben wird. Dann steht mal wieder alles auf dem Spiel, was die Blau-Weißen sich mit dem Trainer so schön ausgemalt haben.