Die beliebtesten Getränkebomben der Jugend könnten weit mehr gefährliche Auswirkungen haben als bisher bekannt. Laut einer neuen Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, könnte der Inhaltsstoff Taurin in Energydrinks und Proteinpulvern das Wachstum von Leukämiezellen fördern – einer der aggressivsten Formen von Blutkrebs.
Taurin ist eine nicht-essenzielle Aminosäure, die sich auf natürliche Weise im Körper bildet, insbesondere beim Abbau der Aminosäure Cystein. Und es steckt in Energydrinks. In Kombination mit Koffein sorgt es für den bekannten aufputschenden Effekt.
Energydrinks gefährlicher als gedacht
Doch die neue Studie zeigt eine dunkle Seite des beliebten Stoffes. Forscher des Wilmot Cancer Institute der Universität von Rochester (New York) entdeckten, dass Taurin das Wachstum von Leukämiezellen geradezu anheizt. „Die Zellen trinken das Taurin und fördern so ihren eigenen Stoffwechsel“, erklärt Dr. Jeevisha Bajaj, eine der führenden Forscherinnen der Studie. Die Zellen, die für die Entstehung von Leukämie verantwortlich sind, sind auf Taurin angewiesen, um ihre Energie zu gewinnen. Ohne diesen Stoff könnten sie nicht gedeihen.
Die Forscher manipulierten in ihren Experimenten das Gen, das für den Transport von Taurin in die Leukämiezellen verantwortlich ist – und konnten so das Wachstum des Krebses stoppen. „Die Umwandlung des Stoffwechsels ist ein Kennzeichen von Krebs, und wir stehen noch ganz am Anfang, die Auswirkungen des Stoffwechsels auf Leukämiezellen zu verstehen“, erklärt Bajaj.

Forscher mahnen zur Vorsicht vor Energydrinks bei Leukämie
Doch diese Entdeckung hat nicht nur Schattenseiten, sie könnte auch den Weg für neue, bahnbrechende Behandlungsmethoden für Leukämie ebnen. „Der bisherige Fokus lag auf genetischen Veränderungen, doch der Fokus erweitert sich nun auf das Verständnis, wie Leukämiezellen verschiedene Stoffwechselwege für ihr eigenes Überleben missbrauchen könnten“, so Bajaj. Und vielleicht ist es genau dieser Punkt, auf den künftige Therapien abzielen könnten.
Besonders besorgniserregend: Taurin wird oft auch während Chemotherapien verabreicht, um die Nebenwirkungen zu mildern. Dies könnte bei Leukämiepatienten eine problematische Wechselwirkung haben. Kein Wunder, dass Jeevisha Bajaj und ihr Team nun empfehlen, Taurin in Energydrinks und Nahrungsergänzungsmitteln bei der Behandlung von Leukämie in Zukunft vorsichtiger zu handhaben.