Dicht dran, aber ...

BFC Dynamo: Statt DFB-Pokal-Lust sorgt ein Mann für mächtig Frust

Der Regionalligist schnuppert gegen Zweitligist VfL Bochum ganz lange an der Sensation, doch am Ende reden alle über den Schiedsrichter.

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Schiri Felix Wagner zeigt BFC-Kapitän Rufat Dadashov im DFB-Pokal gegen den VfL Bochum die Rote Karte.
Schiri Felix Wagner zeigt BFC-Kapitän Rufat Dadashov im DFB-Pokal gegen den VfL Bochum die Rote Karte.Patrick Skrzipek

Es war eigentlich ein Nachmittag wie geschaffen für eine Pokal-Sensation! Tolles Wetter, tolle Stimmung im mit 4705 Zuschauern restlos ausverkauften Sportforum, mir dem BFC Dynamo ein Viertligist, der sein Herz auf dem Platz ließ, und mit dem VfL Bochum ein Zweitligist, der zuließ, dass der Außenseiter lange träumen durfte. Schade nur, dass der DFB mit der Ansetzung von  Schiedsrichter Felix Wagner (24) so ziemlich danebenlag. Am Ende stand aus Sicht der Weinrot-Weißen ein 1:3 (0:0, 1:1) nach Verlängerung, das mehr Frust als Stolz auf die eigene Leistung zurückließ.

Witz-Rot zerstört den Dynamo-Traum

Schiedsrichter Felix Wagner aus Bayern hatte beim DFB-Pokalspiel BFC Dynamo gegen den VfL Bochum keinen guten Tag.
Schiedsrichter Felix Wagner aus Bayern hatte beim DFB-Pokalspiel BFC Dynamo gegen den VfL Bochum keinen guten Tag.Patrick Skrzipek

BFC-Trainer Dennis Kutrieb (45) fasste die Gemütslage treffend so zusammen: „Ich glaube, ich war noch nie nach einem Spiel so traurig.“ Denn 85 Minuten schnupperten seine Jungs an der zweiten Runde, dann traf Bochums Noah Loosly zum 1:1. Auch ermöglicht, weil Dynamo da schon fünf Minuten in Unterzahl spielte. Nach einem Laufduell ging Bochums Sammy Bamba zu Boden, Schiri Wagner wollte eine Notbremse erkannt haben und zückte Rot für Larry Oellers (80.).

Der fiel wie eigentlich fast alle im Stadion aus allen Wolken. Sowohl Oellers als auch Bamba hatten im Lauf über etliche Meter ein wenig aneinander gezogen und gezerrt. Dynamos Mittelfeld-Abräumer: „Wenn er gleich zu Beginn des Duells pfeift und Freistoß gibt, sage ich noch okay, aber am Ende auf Notbremse zu entscheiden - das war niemals Rot.“ Auf jeden Fall war es der Knackpunkt des Spiels.

Bochum beklagt verweigerte Elfmeter

Ab Minute 102 war dann der BFC sogar nur noch zu neunt. Rufat Dadashov hatte nach einem Luftduell mit Cajetan Lenz den Bochumer beim Umdrehen einen Wischer im Gesicht verpasst. Für Wagner eine Tätlichkeit, er zeigte wieder Rot (102.). Der BFC-Kapitän räumte  sogar ein: „Da habe ich mich dumm angestellt, das darf mir nicht passieren.“ Trotzdem: Ein souveräner Schiri zieht da eher nicht seine Richter-gnadenlos-Rolle durch, sondern zeigt da bei einem ohnehin schon dezimierten Außenseiter Fingerspitzengefühl.

Dass auch Bochum-Trainer Dieter Hecking (60) über zwei nicht gegebene (aber durchaus berechtigte) Elfmeter (4., 71.) klagte, passt zur bescheidenen Leistung von Wagner, der 2024/25 in seiner Debüt-Saison in der 3. Liga in 13 Partien 77 Gelbe, vier Gelb-Rote und eine Rote Karte zückte. Die Hoffnung ist: Der Mann aus Glött in Bayern ist noch jung, wenn er aus diesem Nachmittag Lehren zieht, könnte es auf der Karriereleiter vielleicht noch weiter als Pool Zweite Liga, in dem er aktuell ist.

Fans glänzen mit angestimmter Choreo

Wenn ein Schiri so sehr Thema eines Spiels ist, ist das nie ein gutes Zeichen. In diesem Fall verdrängt er fast den Rest des wirklich tollen Fußball-Nachmittags. So, dass Jan Shcherbakovski mit seinem 1:0 (46.) das Sportforum ebenso zum Abheben brachte wie Torwart Nicolas Ortegel, als er zu Beginn der Verlängerung einen Elfer von Bochums Matus Bero parierte (95.). Bei den Gegentoren von Loosli, Bamba (108.) und Bero (120.) war er machtlos.

Auch spitze: Beide Fanlager sorgten nicht nur für eine fantastische Stadion-Stimmung, sie glänzten auch mit einen abgestimmten Choreo, mit der sie sich gegenseitig in Sachen Heimspielstätte unterstützten. Im Bochum-Block wurde eine riesige Tapete enthüllt, auf der zu lesen war: „Der Ausbau des Sportforum ist so unverhandelbar ...“ Der BFC-Block setzte den Spruch fort mit: „... wie das Ruhrstadion an der Castroper.“ Starke Nummer!