Chef im Sportforum

Andreas Heraf - so tickt der neue Trainer des BFC Dynamo

Der Österreicher ist in seiner Heimat ein bekannter Mann, in Berlin will er das noch werden und gibt im KURIER erste Einblicke, wie er so ist und wie er arbeitet. 

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Der Ball ist sein Freund: Andreas Heraf, der neue Trainer des BFC Dynamo, absolvierte elf Länderspiele für Österreich.
Der Ball ist sein Freund: Andreas Heraf, der neue Trainer des BFC Dynamo, absolvierte elf Länderspiele für Österreich.Patrick Skrzipek

Andreas Heraf (56) hat seine erste Woche beim BFC Dynamo hinter sich. Nachdem der Regionalligist den Österreicher als seinen neuen Trainer verkündet hatte, gucken sich viele ratlos an:  Andreas wer? Dass er einst im Mittelfeld wirbelte, elf Länderspiele auf dem Konto hat, für seine Heimat bei der WM 1998 dabei war, lange im Ösi-Nachwuchs und zuletzt bei Bundesligist Lustenau arbeitete, war schnell nachgelesen. Dass er mit BFC-Sportchef Angelo Vier (52) ein Jahr gemeinsam bei Rapid Wien spielte (was die Kontaktaufnahme durchaus erleichterte), wissen inzwischen die meisten auch. Aber sonst?

 Worauf legt er besonderen Wert? Wie lässt er spielen? Was ist er für ein Trainer? Oder: Wie tickt er allgemein so? Was weiß er über seinen neuen Klub, die Liga? Einen ersten Einblick darüber gab er ohne Schnörkel und Extrakringel bei seiner offiziellen Vorstellung. Heraf über ...

... seinen Wechsel zu Dynamo: „Nach der Aufholjagd mit Lustenau hat man auch gewollt, dass ich vielleicht noch da arbeite, aber der BFC war für mich einfach die spannendere Geschichte. Mir war sofort klar, dass ich das machen werde. Das ist für mich auch kein Abstieg oder Ähnliches, ich liebe einfach Erfahrungen.“ 

Heraf versprich: Spaß kommt nicht zu kurz

... sich als Coach: „Ich habe einen Laptop und nutze den auch täglich. Aber ich bezeichne mich definitiv nicht als Laptop-Trainer. Ich glaube, dass ist eine Schublade, die man geöffnet hat für junge Trainer, die sehr viel digital machen. Das ist legitim und in Ordnung so. Schleifer bin ich auch keiner. Man sagt oft, dass ich unbequem sei. Ich glaube nicht, dass ich unbequem bin. Ich glaube, dass ich geradlinig und ehrlich bin, Dinge anspreche, weil Hintenherum bringt wenig. Das mag ich nicht. Für einen Trainer geht es 24 Stunden um die Mannschaft, darum, sie voranzubringen.“

Der Ball spielt in den Übungseinheiten von Trainer Andreas Heraf eine große Rolle. Co-Trainer Nils Weiler (r.) hat immer den Überblick.  
Der Ball spielt in den Übungseinheiten von Trainer Andreas Heraf eine große Rolle. Co-Trainer Nils Weiler (r.) hat immer den Überblick. Patrick Skrzipek

... sein Training: „Wir werden viel Fußball spielen. Mir geht es nicht darum, Hunderte Trainingseinheiten reinzupacken und dann zu versuchen, alles niederzuknüppeln. Wir wollen mit den Einheiten, die wir machen, uns mit hoher Intensität weiterentwickeln. Mir geht es darum, dass die Jungs auch Spaß haben am Kicken.  Und Spaß wird auch nicht zu kurz kommen.“

... Trainingslager: „Da bin ich kein großer Freund davon im Sommer. Wir bleiben da, werden uns hier gut vorbereiten und fit in die Meisterschaft starten. Wenn man gute Bedingungen vorfindet, muss man nicht unbedingt weg. Im Winter ist das ein anderes Thema.“

„Die Mannschaft geht vor den Einzelnen“

... seinen ersten Eindruck von der Mannschaft: „Es war gut, sie im letzten Testspiel gegen Monaco zu sehen. Ich war wirklich beeindruckt. Man darf nicht vergessen: Saisonausklang, die Meisterschaft ist nicht ganz so verlaufen, wie man gehofft hat, der Urlaub steht vor der Tür. Da haben die Jungs auch vom Engagement und der Mentalität eine sehr, sehr gute Leistung geboten und 4:2  gewonnen. Es war ein junge Mannschaft aus Monaco, aber eine sehr, sehr gute.“

Den Saisonausklang des BFC Dynamo gegen Monaco sah Andreas Heraf von der Tribüne im Sportforum aus.
Den Saisonausklang des BFC Dynamo gegen Monaco sah Andreas Heraf von der Tribüne im Sportforum aus.Patrick Skrzipek

... die Kriterien, nach denen er aufstellt: „Mir ist völlig egal, ob ein Spieler alt oder jung ist, groß oder klein oder wo immer er auch herkommt. Für mich zählt Leistung.“

... seine Erwartungen: „Man muss nicht immer gut spielen, weil man gar nicht immer gut spielen kann. Aber man kann immer sein Bestes geben. Das ist es, was ich von den Jungs verlange. Deshalb wirft man mir manchmal vor, dass ich dann unbequem sei, weil ich auch vor Konsequenzen keine Angst habe. Mir ist es völlig egal, wer am ersten Spieltag auf dem Platz steht. Ich möchte die elf Besten finden, die an diesem Spieltag das Spiel für uns gewinnen. Die Mannschaft geht immer vor den Einzelnen.“

Dank Wien bereit für Berlin

... die Art, welcher Fußball ihm vorschwebt: „Wenn man um die Meisterschaft spielen möchte, braucht man Siege, man braucht Punkte. Da ist es natürlich wichtig, gut nach vorne zu spielen. Auf meinen letzten Stationen war ich Feuerwehrmann, da war es in erste Linie wichtig, die Defensive so zu stabilisieren. Da war das Spiel defensiv geprägt, viel war auf Umschaltspiel ausgelegt. Hier werden wir es anders angehen. Ich möchte hohes Pressing spielen, wir werden vorne draufgehen, eine hohe Intensität bringen.“

... die Ziele: „Den Druck, aufsteigen zu müssen, wollen wir uns nicht machen. Aber wir wollen bis zuletzt vorne mitzuspielen und am Ende auch vorne zu sein.“

... die Liga: „Ich bin auch ein sehr, sehr fleißiger Trainer. Egal was es anbelangt, ich kann mich in solche Dinge reinfuchsen und habe relativ schnell einen Überblick bekommen. Fakt ist: Die Regionalliga Nordost ist wahrscheinlich die stärkste Regionalliga in Deutschland. Mit unfassbaren Traditionsvereinen aus dem Osten, wo es unfassbare Duelle gibt. Es ist eine große Herausforderung: spannende Liga, spannender Klub, hoffentlich mit einem tollen Ausgang.“

... Berlin: „Das ist für mich keine große Umstellung, ich bin ja ein Großstädter. Bin in Wien geboren, habe fast 30 Jahre in Wien gelebt. Berlin ist nur noch einen Tick größer. Viel Zeit, mir verschiedenste Dinge anzusehen, hatte ich noch nicht.“