Er starb im Pflegeheim

DDR-Star-Macher „Schubi“ tot! Ohne ihn gäbe es Pankow, Lippi & Co. nicht

76 Jahre wurde er alt: Die DDR-Rockszene trauert um Pankow-Entdecker Wolfgang „Schubi“ Schubert.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Die Band Pankow: Wolfgang „Schubi“ Schubert war ihr Manager. Er starb im Alter von 76 Jahren.
Die Band Pankow: Wolfgang „Schubi“ Schubert war ihr Manager. Er starb im Alter von 76 Jahren.Britta Pedersen/dpa, pankow/facebook, Montage Berliner Kurier

Sie nannten ihn nur „Schubi“. Wolfgang Lippert etwa, Veronika Fischer oder André Herzberg. Und ohne „Schubi“ würde es sie und manch anderen DDR-Star nicht geben. Auch die Kultband Pankow nicht, die Wolfgang Schubert 1981 auf die Bühne hob und deren Manager er fast zehn Jahre lang war. Viele Künstler haben „Schubi“ viel zu verdanken. Er war ihr guter Geist, ihr Mann für alle Fälle. Im Alter von 76 Jahren hat er sich jetzt von seiner Bühne des Lebens verabschiedet.

Bereits am Montag (10. November) soll Wolfgang Schubert verstorben sein. Friedlich eingeschlafen sei er. Das berichtet unter anderem Amiga-Chef und Musikmanager Jörg Stempel dem KURIER.

Er hatte eine Beruf, den es in der DDR offiziell nicht gab: Kulturmanager. Und doch kamen viele Künstler im Osten ohne sie nicht aus. Es musste Typen geben, die für die Stars und für die, die es werden wollten, nicht nur Auftritte besorgten. Instrumente mussten her, die wie vieles andere auch Mangelware in der DDR waren. Kraftfahrzeuge mussten organisiert werden, mit denen Rockbands durchs Land tourten.

DDR-Star-Macher Schubi war ein echter „Organisierer“

So ein „Organisierer“ war „Schubi“. „Er war charmant, er war ein Filou. Er war überall und nirgends, um mit Menschen zu verhandeln und Dinge zu bekommen, damit der Laden lief“, sagt André Herzberg, Sänger der Kultband Pankow, die in diesem Jahr ihren Bühnenabschied gab. Und Schubert war ein Mann, der dafür sorgte, dass auch Künstler-Existenzen in Notlagen weiterliefen und etwas Neues entstand.

Veronika Fischer mit ihrer Band „4 PS“, die Wolfgang Schubert managte.
Veronika Fischer mit ihrer Band „4 PS“, die Wolfgang Schubert managte.Gueffroy/imago

So wie bei „4 PS“, der Begleitband von Veronika Fischer, deren Manager „Schubi“ war. Als die Sängerin sich 1977 von „4 PS“ trennte und später in den Westen ging, suchte man nach einem Neuanfang. „Schubi“ fand ihn: André Herzberg übernahm den Platz am Mikrofon, aus „4 PS“ wurde „Pankow“, die Rolling Stones des Ostens.

DDR-Manager „Schubi“: Pankow-Star André Herzberg erinnert sich

„Schubi war eine Persönlichkeit, die sich nur in der DDR entfalten konnte“, sagt Herzberg. „Er war mit allen Wassern gewaschen, machte unmögliche Dinge möglich.“ So gelang es Schubert, dass 1989 Pankow mit der Big Band des Stabes der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland durch die DDR reiste. „Ich weiß noch, wie wir in dem Hauptquartier der Russen in Wünsdorf verhandelten und Schubi Wodka mitbrachte.“

Auch die DDR-Frauenband Mona Lise gehörte zu den Entdeckungen von Wolfgang Schubert.
Auch die DDR-Frauenband Mona Lise gehörte zu den Entdeckungen von Wolfgang Schubert.last. fm

Zu Schubis Schützlingen gehörte Wolfgang Lippert, auch Silly und andere Rockbands in der DDR profitierte von dem Talent des Pankow-Managers. Etwa Mitte der 80er-Jahre, als die besten Rock-Musiker des Landes sich zu einer Supergruppe „Gitarreros“  zusammenschlossen. Ihre Tour war ein Mega-Erfolg.

Silly-Gitarrist Uwe Hassbescher erinnert sich daran. „Schubi hat die Gitarreros zwar nicht zusammengebracht, aber er hat sie 1985 und 1986 gleich zweimal auf Tour geschickt. Was da passierte, war echter Rock’n’Roll und führte am Ende auch bei Silly zu entscheidenden Veränderungen … Wir denken an Dich – mach‘s gut Schubi“, schreibt der Musiker auf Facebook.

DDR-Manager „Schubi“: Er half Cindy aus Marzahn auf die Bühne

Auch im wiedervereinten Deutschland arbeitete Schubert als Manager weiter. Bei seinen Veranstaltungen hatten die späteren Star-Comedians wie Cindy aus Marzahn, Mario Barth oder Eckart von Hirschhausen ihre ersten Auftritte.

Unvergessen das von ihm organisierte Gedenkkonzert zu Ehren des DDR-Musikers und Komponisten Franz Bartzsch (starb 2010). Es ist ein Zufall, dass es jetzt eine Doppel-CD („Wind trägt alle Worte fort“) von dem Konzert gibt, das vor 15 Jahren im Kino Kosmos unter anderem mit Veronika Fischer, Wolfgang Lippert und Angelika Mann stattfand. Wolfgang „Schubi“ Schubert hätte das Album sicher gefallen. Die letzten Monate seines Lebens verbrachte er in einem Pflegeheim. Er war schwer krank, soll unter anderem an Demenz gelitten haben.