Die Berlinerin Jenny Erpenbeck ist die erste Deutsche, die mit diesem renommierten Literaturpreis ausgezeichnet wird. Die Schriftstellerin und Opern-Regisseurin erhielt den diesjährigen Preis für die englische Übersetzung ihres Romans „Kairos“ gemeinsam mit Übersetzer Michael Hofmann, mit dem sie sich das Preisgeld von 50.000 Pfund (umgerechnet etwa 58.500 Euro) teilt.
Michael Hofmann wurde als erster männlicher Übersetzer mit dem seit 2016 verliehenen Preis ausgezeichnet. „Ich bin sehr geehrt“, sagte Erpenbeck bei der Preisverleihung am Dienstagabend in London.
Der Roman dreht sich um die schwierige Liebesbeziehung zwischen einer jungen Studentin und einem sehr viel älteren, verheirateten Schriftsteller in den letzten Jahren der DDR in Ost-Berlin. Das von der gemeinsamen Liebe zu Musik und Kunst beflügelte Verhältnis der beiden geht jedoch in die Brüche, so wie auch der Staat um sie herum im Zerfall begriffen ist. Der Roman lässt die letzten Jahre der DDR und wichtige Orte wiederauferstehen und ist frei von jeder Art von Nostalgie.
Erpenbecks Roman „Kairos“ lässt die letzten Jahre der DDR wiederauferstehen
Das Buch sei außergewöhnlich, weil es „sowohl schön als auch unangenehm ist, persönlich und politisch“, hieß es in der Begründung der Jury. Erpenbeck lade dazu ein, eine Verbindung herzustellen zwischen politischen Entwicklungen, die Generationen definierten, und einer zerstörerischen, sogar brutalen Liebesaffäre.