Vor der russischen Botschaft Unter den Linden versammelten sich nach Angaben der Polizei zunächst etwa 250 Demonstranten, die über die angrenzenden Straßen um das Botschaftsgebäude ziehen wollten. Die Polizei sprach später von bis zu 450 Teilnehmern.
Die Demonstranten zogen mit Sprüchen wie „Putin ist ein Killer“ und „Stoppt Putin“ um das russische Botschaftsgebäude. In der Spitze nahmen laut Polizei 450 Menschen teil.
Kurz vor der für 14.00 Uhr angesetzten Demonstration hatte die Protestgruppe „Pussy Riot“ eine eigene Aktion angekündigt. Ein Polizeisprecher sagte, mehrere Personen mit rosafarbenen Hauben und Transparenten seien zur Botschaft gekommen und wenig später wieder abgezogen. Zwischenfälle habe es nicht gegeben.
„Pussy Riot“ erklärte, auch für Mitglieder der Gruppe sei die Situation bedrohlich. „Wir rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich solidarisch zu zeigen und sich für Gerechtigkeit einzusetzen“, erklärte die Gruppe.
Pussy Riot spricht von der Ermordung Alexej Nawalnys
„Die Ermordung von Alexej Nawalny und die Bedrohung von Pussy-Riot-Mitgliedern sind Angriffe auf die Grundwerte von Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde, die wir entschlossen verteidigen müssen.“ Wegen Protesten in Russland waren Mitglieder der 2011 gegründeten Gruppe dort zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
Bericht: Leichnam Nawalnys in Krankenhaus aufgetaucht - mit blauen Flecken
Unterdessen soll die vermisste Leiche des verstorbenen Kremlkritikers laut einem Medienbericht im Bezirkskrankenhaus der Stadt Salechard im Norden Sibiriens aufgetaucht sein. Bis Samstag hat dort noch keine Obduktion stattgefunden, berichtet die kremlkritische Zeitung „Nowaja Gaseta Europa“ (engl.) unter Berufung auf Informanten. Der Körper des Verstorbenen soll demnach blaue Flecken ausweisen, die aber nicht von Schlägen zu stammen scheinen.
Bisher gibt es noch keine offizielle Bestätigung für diese Informationen. Die Angehörigen von Alexej Nawalny haben bisher keinen Zugang zum Leichnam des 47-Jährigen erhalten. Salechard ist die Hauptstadt des autonomen Kreises Jamal-Nenzen. Das Straflager „Polarwolf“, in dem Nawalny verstarb, liegt etwa 50 Kilometer Luftlinie nordwestlich davon – jenseits des Polarkreises.
Die russischen Behörden hatten den Tod des 47-jährigen Aktivisten und Oppositionspolitikers Alexej Nawalny in am Freitag bekannt gegeben. Noch am selben Tag hatten bereits viele hundert Menschen in Berlin und anderen deutschen Städten demonstriert.■