Wildwest-Stimmung herrscht im Westen Berlins. Fast jede Woche peitschen dort Schüsse durch die Nacht. Erst in Schöneberg, wo es einen Toten gab, dann in Gesundbrunnen und nun in der Nacht zum Montag auch in Reinickendorf und Neukölln. Versuchen jetzt kriminelle Clans erneut, ihre Fehden mit Waffengewalt auf offener Straße auszutragen?
Knapp eine halbe Stunde vor Mitternacht wurde das Feuer in der Reinickendorfer Scharnweberstraße nahe einer Shisha-Bar eröffnet. Anwohner hatten die Schüsse gehört und die Polizei verständigt. Die Ordnungshüter rückten mit einem Großaufgebot zum Tatort.
Die Polizei fand drei verletzte Männer vor. Nach Medienberichten soll ihnen in die Beine und in die Arme geschossen worden sein. Neben den Schussverletzungen hätten die Beteiligten zum Teil auch Stichverletzungen gehabt, sagte ein Polizei-Sprecher.
Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers seien die Verletzungen bei den Männern im Alter von 29, 30 und 42 Jahren lebensgefährlich gewesen. Sanitäter versorgten sie zunächst vor Ort, dann wurden die Verwundeten eine Klinik gebracht. Sie sind mittlerweile außer Lebensgefahr, teilte die Polizei mit.
Die Motive der Schießerei sind noch unklar. Fakt ist, dass ein 35-Jähriger mit einer Waffe das Feuer auf die drei Männer eröffnet hatte. Der mutmaßliche Täter versuchte zunächst zu flüchten. Nur wenige Meter vom Tatort entfernt konnte er von Polizisten festgenommen werden.

Streit im Clan-Milieu? „Auch dies ist Hintergrund der Ermittlungen“
Am Tatort fanden Polizisten zahlreiche Projektile und Patronenhülsen. Die Ermittler gehen von einem massiven Schusswaffeneinsatz aus. Auch eine Schusswaffe lag noch auf dem Bürgersteig, die gesichert wurde, berichtet die B.Z. Kriminaltechniker sicherten die Spuren. Eine Mordkommission ermittelt.
Möglich, dass der Grund für die Schießerei in der Scharnweberstraße in erneuten Streitigkeiten im Clan-Milieu zu suchen ist. „Auch dies ist Hintergrund der jetzigen Ermittlungen“, sagte ein Polizei-Sprecher dem KURIER.
Die Schüsse in Reinickendorf waren nicht die einzigen in der Nacht zu Montag. Auch in Neukölln wurde aus einer Waffe geballert. Tatort war die Kienitzer Straße. Laut den Berichten wurde ein Geschäft getroffen, die Kugel durchschlug die Scheibe und blieb in einer Werbetafel stecken. Von den Schüssen wurden auch ein Geldautomat an dem Geschäft und neun Autos beschädigt.

Schüsse in Schöneberg: Rapper „Challa“ aus Auto erschossen
Erst vor knapp zwei Wochen kam es in der Bülowstraße in Berlin-Schöneberg zu einer tödliche Schießerei nahe des Straßenstrichs. Opfer wurde der türkische Rapper Caglar B. (42), der unter dem Namen „Challa“ bekannt war und auf der Straße mit einem Bruder unterwegs war. B. starb auf den Weg ins Krankenhaus. Ein unbeteiligter Mann mit brasilianischer Staatsbürgerschaft, der zufällig mit dem Rad vorbeifuhr, wurde durch die Schießerei verletzt.
Die Täter hatten aus einem vorbeifahrenden BWW mit bulgarischem Kennzeichen auf den Rapper geschossen und flüchteten. „Challa“ war in der Szene kein Unbekannter, arbeitete in dem Kiez zuletzt als Sozialarbeiter. In der Vergangenheit war aber auch er bei der Polizei als Schwerkrimineller bekannt.

Mit 22 Jahren wurde er wegen schwerer Körperverletzung verurteilt und verbrachte mehrere Jahre im Gefängnis. Danach sagte sich „Challa“ von dem kriminellen Leben los. Stattdessen bot er Rap-Kurse an, kümmerte sich als Sozialarbeiter um Problem-Kinder in dem Kiez.
Vor einer Woche kam es im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen zu einer Schießerei. An der Ecke Stettiner Straße/Badstraße wurde ein 19-Jähriger mit einer Schusswunde am Fuß entdeckt. Er kam in ein Krankenhaus. Die Polizei nahm einen Tatverdächtigen (20) fest. ■