Es wird wieder ermittelt

Warum starb ein schwarzer Patient nach Polizeieinsatz in Spandau?

Der Tod eines psychisch kranken, schwarzen Mannes (64) nach einem Polizeieinsatz in Spandau vor knapp einem Jahr beschäftigt wieder die Justiz.

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Ein Absperrband mit der Aufschrift "Polizeiabsperrung" ist vor einem Polizeiwagen aufgespannt.
Ein Absperrband mit der Aufschrift "Polizeiabsperrung" ist vor einem Polizeiwagen aufgespannt.David Inderlied/dpa/Symbolbild

„ Auf die Beschwerde des Bruders des Verstorbenen und die Entscheidung der Generalstaatsanwaltschaft Berlin hin sollen nach Wiederaufnahme des Verfahrens die Ermittlungen fortgeführt werden.“ So wird der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, am Montag vom Sender RBB 24 zitiert.

Die Staatsanwaltschaft Berlin, die am Montagabend für Nachfragen nicht zu erreichen war, hatte das Verfahren zunächst eingestellt. Dagegen hat der Bruder des Toten über seine Anwältin Beschwerde eingelegt. Aus Sicht der Anwältin wurde „von Anfang an halbherzig ermittelt“. So sei keiner der beteiligten Polizisten noch einmal extra vernommen worden, auch die Aussagen eines Betreuers des Mannes fänden sich nicht in dem Einstellungsbescheid der Staatsanwaltschaft wieder.

Die Staatsanwaltschaft hatte das Verfahren eingestellt, nachdem die Todesursache auch nach weiteren medizinischen Untersuchungen unklar geblieben war. Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden gab es laut Behörde nicht.

Der 64-Jährige brach zusammen, musste wiederbelebt werden, fiel ins Koma

Der 64-Jährige Mann, der an Schizophrenie litt, sollte am 14. September 2022 von Polizisten aus einem Heim in Spandau in ein psychiatrisches Krankenhaus verlegt werden. Ein Gericht hatte diese Verlegung angeordnet. Bei dem Polizeieinsatz brach er zusammen, musste wiederbelebt werden, kam auf eine Intensivstation, fiel dort ins Koma und starb am 6. Oktober 2022.

Nach Angaben des Bruders des Toten hatte ihm der gesetzliche Betreuer des 64-Jährigen berichtet, drei Polizisten hätten diesen überwältigt und auf dem Boden fixiert. Er habe dabei geblutet, ein Polizist habe ihm das Knie auf den Hals gedrückt.

Der Betreuer habe das Vorgehen verglichen mit dem Ereignis, bei dem der schwarze US-Amerikaner George Floyd 2020 von einem Polizisten erstickt wurde. Weltweit hatte dieser Fall Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus ausgelöst.