Ein gefährlicher Trend erschüttert Europa: Kriminelle Banden rekrutieren junge Menschen über soziale Medien – für Verbrechen auf Bestellung! Die Palette reicht von Erpressung bis hin zu Mord. Das meldet die EU-Polizeibehörde Europol aus Den Haag. Wie ist die Lage diesbezüglich in Berlin?
Beunruhigende Bewegung: Verbrechen als Dienstleistung
Was zunächst in Schweden auffiel, breitet sich rasant in Europa aus: Netzwerke bieten ihre kriminellen Dienste online an und suchen gezielt nach jungen, oft unerfahrenen Tätern. Diese werden angelockt, unter Druck gesetzt oder sogar gezwungen, brutale Aufträge auszuführen – von Bedrohungen über Folter bis hin zu tödlichen Attacken.

Um diesen Trend zu stoppen, gründete Europol im April eine Spezialeinheit. Ihr Erfolg kann sich sehen lassen: 193 Personen wurden bereits festgenommen, darunter 84 Anwerber, 40 Mittäter und 6 Drahtzieher. Die Ermittler aus elf Ländern – darunter Deutschland – arbeiten rund um die Uhr, um die Rekrutierung in sozialen Netzwerken zu unterbinden.
Seit dem Start der Einheit konnten 63 mutmaßliche Täter gestoppt werden, bevor sie zuschlugen. Ein Beispiel: Zwei Männer (26 und 27 Jahre alt) wurden in den Niederlanden festgenommen – sie sollen im Mai einen Mordversuch in Tamm (Baden-Württemberg) geplant haben. In einem weiteren Fall wurden drei Verdächtige in Schweden und Deutschland geschnappt, die Ende März in den Niederlanden drei Menschen getötet haben sollen.
Wie ist die Lage in Berlin?
Jugendkriminalität ist auch in Berlin ein Thema. Im Berliner Jugendstrafvollzug waren Stand Ende November 2025 insgesamt 155 junge Menschen unter 21 Jahren untergebracht – darunter 39 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Das geht aus einer veröffentlichten Anfrage der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hervor.
Doch lassen sich die jugendlichen Straftäter in Berlin auch mit dem europaweiten Trend in Verbindung setzen, kriminelle Handlungen im Netz zu bestellen? Das lässt sich schwer beweisen. Aber Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin, bestätigte bezüglich der jüngsten Schutzgelderpressungsserie in der Hauptstadt: Junge Menschen würden gezielt für solche Taten angeheuert werden.
Ein Beispiel: Am vergangenen Dienstag hatten Unbekannte eine Handgranate in einen Club in Kreuzberg geworfen, die fatale Explosion richtete einen enormen Sachschaden an. Junge Täter werden hier seitens der polizeilichen Ermittlungen nicht ausgeschlossen.
Jugendliche mit geringem Selbstwert besonders anfällig
Warum gerade Jugendliche ein beliebtes Ziel für bezahlte Kriminalität sind? Gegenüber B.Z. erklärt das Bundeskriminalamt (BKA): „Durch den Einsatz von Kindern und Jugendlichen für schwerste Gewaltstraftaten wird das Risiko der strafrechtlichen Verfolgung der höherrangigen Mitglieder ausgelagert. Minderjährige scheinen aufgrund finanzieller, strategischer und rationaler Gründe besonders attraktiv für die Ausübung von schweren (und organisierten) Straftaten zu sein.“



