Schlosskirche Buch

Zweitfrau von Preußenkönig: Jetzt wurde ihr vergessenes Grab entdeckt

Julie von Voß war Gemahlin von König Friedrich Wilhelm II. von Preußen – neben der Königin. Ihr Leben endete tragisch. Und war viel zu kurz.

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Julie von Voß, Gräfin von Ingenheim, Zweitfrau König Friedrich Wilhelm II. von Preußen. Rechts: Ihre freigelegte Grabstätte in der Schlosskirche Buch.
Julie von Voß, Gräfin von Ingenheim, Zweitfrau König Friedrich Wilhelm II. von Preußen. Rechts: Ihre freigelegte Grabstätte in der Schlosskirche Buch.Gunnar Nath/Landesdenkmalamt /dpa, Wikipedia gemeinfrei

Julie von Voß war Hodame in Berlin, der König – Friedrich Wilhelm II. von Preußen – verliebte sich in sie. Drei Jahre soll sie seinen Avancen widerstanden haben.  Er war schließlich verheiratet. Und sie wollte nicht nur Mätresse sein. Der König nahm sie dann tatsächlich zu seiner Frau, seiner zweiten, abgesegnet von der ersten Gattin. Julie gebar ihm einen Sohn – und starb. Das war im Jahr 1789. Ihr Grab galt lange als verschollen. Bis jetzt.

Denn bei Sanierungsarbeiten in der Schlosskirche Buch ist mit hoher Wahrscheinlichkeit das Grab der Gräfin von Ingenheim entdeckt worden. Den Titel hatte Julie von Voß erhalten, als sie Friedrich Wilhelm II. am 7. April 1787 in morganastischer Ehe heiratete. In Buch fand sich in einer gemauerten, mit Erde verfüllten Gruft „der gut erhaltene, mit zahlreichen vergoldeten Leisten und Medaillons verzierte Holzsarg“, wie Archäologe Sebastian Heber vom Landesdenkmalsamt mitteilt.

Grab von Julie von Voß – ein außergewöhnlicher Fund

Der Fund sei außergewöhnlich, erklärt Archäloge Heber. „Die Grablege liefert uns wertvolle Einblicke in eine herausragende Frauenbestattung am Ende des 18. Jahrhunderts.“ Bisher war nur aus schriftlichen Quellen bekannt, dass Julie von Voß auf eigenen Wunsch in einer Einzelgruft in der Schlosskirche Buch bestattet wurde. Das Grab sei nicht markiert oder mit einem Grabstein versehen worden. Und so geriet es in Vergessenheit.

Nun wurde das Grab offenbar gefunden. Viele Argumente sprächen aber dafür, dass es sich um die Grabstätte der Gräfin handle. Art und Lage passten zu allen bekannten Schriftquellen, außerdem deuteten der Prunksarg und seine klassizistische Verzierung auf eine hohe Persönlichkeit hin.

Julie von Voß heiratete den König und schenkte ihm einen Sohn

„Um absolut sicher zu sein, müsste der Sarg geöffnet und DNA-Untersuchungen am Skelett vorgenommen werden“, erklärte eine Sprecherin des Landesdenkmalamtes. Doch man wolle Grabruhe nicht stören und zudem weitere Beschädigungen am fragilen Sarg zu vermeiden.

Julie von Voß (1766 - 1789) und König Friedrich Wilhelm II. (1744 – 1797). Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes starb sie.
Julie von Voß (1766 - 1789) und König Friedrich Wilhelm II. (1744 – 1797). Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes starb sie.Wikipedia gemeinfrei, H. Tschanz-Hofmann / Imago

Julie Elisabeth Amalia von Voß wurde am 24. Juli 1766 im Schloss Buch geboren. Ihre Mutter starb, als sie fast noch ein Baby war. Mit 17 Jahren wurde sie Hofdame der Königin Elisabeth Christine von Preußen.

Dort lernte sie den künftigen preußischen König Friedrich Wilhelm II. (1744 – 1797) kennen. Dieser erhielt –  da war er dann schon König – von seiner Ehefrau, Königin Frederike Luise, die Erlaubnis, Juli „in Zweitehe“ zu heiraten. Nach sieben Geburten sah die Königin ihre ehelichen Pflichten als erfüllt an. Und so eine Doppelehe war in Fürstenhäusern zu der Zeit erlaubt.

Julie, nun Gräfin von Ingenheim, brachte zwei Jahre nach ihrer Hochzeit im Schloss Charlottenburg den gemeinsamen Sohn Gustav Adolf zur Welt. In einem eigens dafür eingerichteten Zimmer im Berliner Stadtschloss. Vom vaterstolzen König bekam sie 50.000 Taler und sein Bildnis mit Diamanten. Doch das Glück hielt nicht lange. Kurz nach der Geburt ihres Kindes erkrankte Julie von Voß schwer an Lungentuberkulose. Sie starb am 25. März 1789 – mit nur 22 Jahren.