Das Nachtleben leidet

Verlieren wir unsere Clubs? Die Berliner Szene steckt in einer Krise

Die Berliner Clubs schaffen es nicht, sich von der Pandemie zu erholen. Auch der erste coronafreie Sommer war keine Hilfe und nur eine Enttäuschung.

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Auch der Berliner Club Yaam hat finanzielle Probleme und muss für den Winter kreativ werden.
Auch der Berliner Club Yaam hat finanzielle Probleme und muss für den Winter kreativ werden.Hohlfeld/imago

Berlin ist für sein Nachtleben weltweit bekannt. Viele würden zustimmen, dass man nirgendwo so gut feiern gehen kann. Doch jetzt gibt es ein bitteres Update aus der Szene: Die Berliner Clubs, die aufgrund der Pandemie nicht eh schon schließen mussten, leiden nach wie vor an den Auswirkungen.

„Ganz schlechtes Jahr“ für Berliner Clubs

Es ist zum Verzweifeln! Nach dem ersten fast coronafreien Sommer hat sich die Berliner Clubszene von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie immer noch nicht erholen können. „Es ist ein ganz schlechtes Jahr und der Sommer hat nicht dazu beigetragen, dass sich das verändert hat“, beteuert der Sprecher der Clubcommission, Lutz Leichsenring, jetzt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Das Problem: Berliner und auch Touristen haben zu wenig Geld, um ausgiebig feiern zu gehen! „Man merkt noch, dass sich die Menschen im Konsum zurückhalten“, erklärt Leichsenring. Im Endeffekt bedeute das weniger Umsatz pro Kopf. Das habe einige Clubs dazu veranlasst, die Preise zu erhöhen. „Das ist ein doppelschneidiges Schwert, weil sich dadurch bestimmte Gruppen den Besuch nicht mehr leisten können.“

Da muss man sich die Frage stellen: Schafft Berlin es, aus diesem Teufelskreis auszubrechen, oder wird die Clubszene irgendwann absoluter Luxus sein und aussterben?

Lutz Leichsenring ist der Sprecher der Berliner Clubcommission – und er ist besorgt!
Lutz Leichsenring ist der Sprecher der Berliner Clubcommission – und er ist besorgt!Annette Riedl/dpa

Clubs müssen umplanen: Eisbahn und Weihnachtsmarkt für mehr Einnahmen

Auch in diesem Jahr hat die wirtschaftliche Lage schon Einrichtungen in die Knie gezwungen: So muss etwa der Club Remise schließen, wie bereits im September verkündet. Andere Clubs bleiben hartnäckig und finden kreative, alternative Nutzungsweisen ihrer Flächen im Winter: So entsteht etwa am Kulturort Yaam (kurz für Young African Art Market) eine Eislauffläche für Schlittschuh-Fans mit einem afro-karibischen Weihnachtsmarkt.

Die Pläne vieler weiterer Kulturorte sind aber noch nicht spruchreif, wie Leichsenring berichtet. Wie auch in anderen Branchen hätten es die kleinen Etablissements am schwersten. „Wenn wir Nischenkulturen in Berlin schützen wollen, müssen wir überlegen, wie man das mit Förderungen unterstützen kann.“ Für Leichsenring sind diese Nischen „unglaublich wichtig, um Innovation zu fördern“.

In der kommenden Woche trifft sich die Branche in Berlin zu der dreitägigen Konferenz „Stadt nach acht“ unter dem Motto „Night Fever“. Dabei sollen Lösungsansätze für das Nachtleben diskutiert werden, so Leichsenring. „Es gibt eine Fieberstimmung, die besorgniserregend ist.“ ■