Charlottenburg

Berliner Tradition stirbt – Uhren Thomas schließt für immer

Nach Rogacki trifft es nun den nächsten Traditionsbetrieb in der Wilmersdorfer Straße.

Author - Tobias Esters
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Nach 71 Jahren schließt Uhren Thomas den Traditionsladen.
Nach 71 Jahren schließt Uhren Thomas den Traditionsladen.Uhren Thomas

Erst Rogacki, jetzt Uhren Thomas: In Charlottenburg verschwindet ein weiteres Stück Berliner Handelsgeschichte. Nach 71 Jahren schließt der Traditionsladen in der Wilmersdorfer Straße endgültig die Türen. 

Tradition endet, weil der Nachwuchs fehlt

Wie Inhaberin Martina Thomas, die den Laden gemeinsam mit ihrer Schwester Cornelia Limp führt, gegenüber dem Berliner KURIER erklärt, fehlte am Ende vor allem eines: ein Nachfolger. Die eigenen Kinder wollten das Geschäft nicht weiterführen und verdienen heute in anderen Berufen gutes Geld. „Selbstständig sein ist auch nicht einfach“, sagt Thomas. Dabei steckt in dem Laden die Geschichte von insgesamt vier Generationen.

Rogacki war ein Symbol für Charlottenburg – nun verschwindet mit Uhren Thomas der nächste Traditionsladen.
Rogacki war ein Symbol für Charlottenburg – nun verschwindet mit Uhren Thomas der nächste Traditionsladen.Achille Abboud/Imago

Die Wurzeln des Familienunternehmens reichen weit zurück. Schon der Ur-Ur-Großvater eröffnete 1859 ein erstes Geschäft in Calau. Vater Siegfried Thomas brachte die Uhren-Tradition 1957 nach Charlottenburg, in die Wilmersdorfer Straße 14. Dort prangt bis heute über der markanten Holzfassade der typische 50er-Jahre-Schriftzug „Thomas“.

Ein Laden wie aus einer anderen Zeit

Wer den Laden betritt, reist sofort in ein anderes Zeitalter. Dunkles Holz, alte Glasvitrinen, Uhren aus vergangenen Jahrzehnten. Im hinteren Bereich arbeitet ein Uhrmacher an den letzten Reparaturen. Der Beruf ist selten geworden. Laut Innung gibt es nur noch wenige Uhrmacherbetriebe in der Region.

Was mit den ganzen Uhren aus dem Laden passiert, ist aktuell noch offen. Fest steht nur: Am 31. Dezember schließen sich die Türen zum letzten Mal.

Ganz ohne Ticken wollen die Schwestern allerdings nicht leben. Drei große klassische Uhren im Holzgehäuse nehmen sie als Erinnerung mit nach Hause. Es sind Relikte aus einem langen Arbeitsleben – und ein Stück Familiengeschichte, das bleibt. Denn selbst wenn der Laden schließt, wird eine Sache weiterlaufen: das beruhigende Tick-Tack der großen Uhren.