Prozess in Berlin

Todescrash mit Autotür: Friseur tötet seinen Kunden

Salih A. (33) wird wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen. Als er seine Tür öffnete, übersah er einen E-Scooter-Fahrer

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Beim Prozess in Berlin: der Angeklagte Salih A., links sein Verteidiger.
Beim Prozess in Berlin: der Angeklagte Salih A., links sein Verteidiger.Pressefoto Wagner

Als plötzlich eine Autotür aufging, konnte ein E-Scooter-Fahrer (55) nicht mehr reagieren. Der „Dooring-Unfall endete tödlich. Mercedes-Fahrer Salih A. (33) steht nun vor dem Verkehrsrichter. Den Mann, der gegen die Tür seines Wagens gekracht war, kannte er seit Jahren. Der Angeklagte: „Ich war sein Friseur.“

Der folgenschwere Unfall ereignete sich am 8. Oktober 2022. Gegen 21.40 Uhr parkte der Friseur an der Hermannstraße in Neukölln. Salih A.: „Ich kam von der Arbeit, war eingeladen und wollte noch ein Geschenk besorgen, um nicht mit leeren Händen zu erscheinen.“

Der Familienvater (61) kam mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus

Er will aufmerksam gewesen sein: „Ich habe geguckt, die Tür nur etwas aufgemacht, nur einen Spalt.“ Plötzlich sei da ein Geräusch gewesen – „ich hatte die Hand noch an der Tür“. Er sei schockiert gewesen, als er den Mann auf der Straße sah – „ich kümmerte mich sofort um ihn, rief die Ambulanz“.

Der Familienvater kam mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus – er war nicht mehr ansprechbar. Wochenlang wurde er auf der Intensivstation behandelt. Sieben Monate nach dem Unfall starb er an den Folgen.

Die Witwe (54): „35 Jahre waren wir verheiratet. Am Ende ist er erstickt. Ein schrecklicher Leidensweg.“ Und mit Blick auf den Friseur: „Hätte er den Schulterblick gemacht, wäre es nicht passiert, dann würde mein Mann noch leben.“

Ein „Dooring-Unfall“, also eine sich plötzlich öffnende Autotür. „Dooring“ verursacht immer wieder sehr gefährliche Situationen für Radfahrer oder E-Scooter-Fahrer. Oft prallen Betroffene ungebremst gegen die Tür, stürzen oder werden durch die Wucht über den Türrahmen auf die Straße geschleudert.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) geht nach einer Auswertung von 2013 bis 2022 bundesweit von im Schnitt drei tödlichen Unfällen durch Dooring pro Jahr aus.

Salih A. nun voller Reue: „Ich fühle mich schlecht. Sein Tod war ein Schock für mich. Er war wie ein älterer Bruder für mich.“ Wie er den E-Roller-Fahrer übersehen konnte? „Ich habe geguckt, da kamen nur Autos, sonst nichts.“

Schuldig, weil Salih A. (33) den Schulterblick vergaß

Die Staatsanwältin: „Der Unfall hätte vermieden werden können. Ein Blick über die Schulter oder in den Spiegel hätte gereicht.“ Schuldig der fahrlässigen Tötung.

Das Urteil: Geldstrafe von 2700 Euro (90 Tagessätze zu je 30 Euro) und einen Monat Fahrverbot. Der Richter: Eine leichte Öffnung war es. Aber wer aussteigt, muss sich so verhalten, dass eine Gefährdung ausgeschlossen ist.