Eier-Attrappen und mehr

Tauben-Wahnsinn in Berlin: Diese Offensive soll helfen!

In Berlin gibt es etliche Tauben, die leider alles vollkacken – vor allem an den Bahnhöfen. Dagegen sollen ausgerechnet mehr Taubenschläge helfen!

Author - Sharone Treskow
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Tauben gibt es in Berlin an gefühlt jeder Ecke.
Tauben gibt es in Berlin an gefühlt jeder Ecke.Sebastian Wells/Ostkreuz

Schätzungsweise 10.000 Tauben gibt es in Berlin – und das sieht man auch! Vor allem an Bahnhöfen ist alles voll mit den Stadtvögeln ... und ihrem Kot. Viele Berliner fühlen sich davon schon lange gestört, doch bisherige Lösungen wie Stacheln an Gebäuderändern und Fenstersimsen helfen einfach nicht. Nun steht eine neue Anti-Tauben-Offensive im Raum, bei der aber nicht alle Bezirke mitziehen wollen.

Taubenschläge sollen Abhilfe schaffen

Die Berliner Landestierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann hat ein „Stadttaubenkonzept“ veröffentlicht, das der Verschmutzung des öffentlichen Raums durch Tauben-Scheiße entgegenwirken soll, die Anzahl der Tauben reduzieren und die Gesundheit der Tiere verbessern könnte. Das Konzept, das sich am Augsburger Modell orientiert, sieht vor, dass in der Nähe von Bahnhöfen betreute Taubenschläge gebaut werden sollen.

Im Taubenschlag sollen die Vögel artgerechtes Futter und frisches Wasser bekommen und Nistplätze vorfinden. Um den Taubenschlag herum soll ein Fütterungsverbot für Tauben erlassen und kontrolliert werden – sodass die Tiere den Taubenschlag hoffentlich als neues Zuhause bevorzugen. Aber wie soll das die Taubenpopulation verringern, fragt man sich. Die Antwort lautet: Im Taubenschlag würden die Eier der Tauben dann gegen Attrappen aus Gips oder Kunststoff ausgetauscht werden. So soll die Anzahl der Stadttauben in Berlin tierschutzgerecht reduziert werden.

Auch am U-Bahnhof Eberswalder Straße gibt es jede Menge Tauben.
Auch am U-Bahnhof Eberswalder Straße gibt es jede Menge Tauben.Sabine Gudath

Vergrämung geplant

Aber das war noch nicht alles! Gleichzeitig sollen die wilden Brutplätze und Nistmöglichkeiten im und um den Bahnhof „tierschutzgerecht verschlossen“ werden – diese Maßnahme wird auch „Vergrämung“ genannt. Die Hoffnung ist: So würden sich die Tauben weniger in Bahnhöfen aufhalten und diese auch weniger verschmutzen.

Ein weiterer Punkt, der die Bahnsteige sauberer machen soll: Durch artgerechtes Futter – Körner wie Mais und Weizen sowie Samen wie Sonnenblumenkerne – würde der Kot der Tauben fester werden und damit leichter zu entfernen sein als der dünnflüssige Kot, den sie von Imbissresten und Brot bekommen.

Nur wenige Berliner Bezirke wollen mitmachen

Das Augsburger Modell nach Berlin zu bringen, klingt nach einem sinnvollen Plan, den ein paar Bezirke auch in die Tat umsetzen wollen: Treptow-Köpenick möchte das Konzept anwenden. Dem RBB teilte das Bezirksamt mit: Aktuell wird ein möglicher Standort für einen betreuten Taubenschlag geprüft. Auch Marzahn-Hellersdorf ist grundsätzlich am Start. Es sei allerdings davon abhängig, ob sie einen „geeigneten Standort“ und „eine Finanzierung“ finden, teilt das Bezirksamt mit. Das werde gerade geprüft.

Der Rest der Stadt sagt ganz klar: Für die Umsetzung des Anti-Tauben-Plans fehlt das nötige Kleingeld! Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Pankow lehnen das Konzept ab. Sie argumentieren: Trotz Austausch der echten Eier sei die Errichtung betreuter Taubenschläge ein „Nettogewinn“ für die Population der Stadttauben. Die Vergrämung von Brutplätzen sei an vielen Stellen außerdem unrealistisch, was die Umsetzung betrifft. Die Bezirke fürchten: Die Tauben hätten dann einfach einen zusätzlichen Nistplatz und zusätzliches Futter.

Neukölln verweist auf „fehlende personelle Kapazitäten“ im Bezirksamt. Die Bezirksämter Lichtenberg und Friedrichshain-Kreuzberg benennen einen „fehlenden Etat“ in ihren Bezirkshaushalten. Für den Bau der Taubenschläge können die Bezirke laut RBB Mittel bei der Landestierschutzbeauftragten beantragen. Dieser stehen zu diesem Zweck für 2023 50.000 Euro und für 2024 und 2025 voraussichtlich jeweils 200.000 Euro zur Verfügung. Aber: Die Bezirke müssen allerdings mittelfristig die laufenden Kosten für die Taubenschläge übernehmen und in ihren Produktkatalog aufnehmen, beispielsweise für Taubenfutter.

Tauben belagern auch gerne Denkmäler wie den Brunnen vor dem Rathaus Neukölln.
Tauben belagern auch gerne Denkmäler wie den Brunnen vor dem Rathaus Neukölln.Sabine Gudath

Hier gibt es in Berlin schon Taubenschläge

Auch Reinickendorf möchte das Konzept nicht anwenden. Wieso? Taubenschläge hätten sich in der Vergangenheit als „personalkostenintensiv ohne den gewünschten Effekt“ dargestellt und seien daher eingestellt worden, teilt das Bezirksamt dem RBB mit. In Reinickendorf betreibt die gemeinnützige C.U.B.A. GmbH seit 2010 mehrere Taubenschläge – einige wurden aber wieder geschlossen, weil sie von den Tauben wohl nicht angenommen wurden.

Tempelhof-Schöneberg möchte die Einrichtung eines Tauben-Managements aus Tierschutzgründen unterstützen, aber selbst keine Taubenschläge betreiben. Das Bezirksamt verweist darauf, dass es bereits Taubenschläge im Bezirk gibt, beispielsweise am S-Bahnhof Südkreuz. Der wird auch von C.U.B.A. betrieben, gemeinsam mit ehrenamtlichen Tierschützern. Hier wird die Maßnahme von den Vögeln sogar angenommen! Aber: „Leider gilt nach Aussage der Tierschutzbeauftragten die zur Verfügung gestellte finanzielle Förderung nicht für die Unterstützung zur Pflege von bestehenden Taubenschlägen. Ein Antrag dazu musste daher abgelehnt werden.“