Meeres-Feeling in Berlin

Wo kommen eigentlich die ganzen Möwen in Berlin her?

Berlin hat zwar viele Krähen, Tauben und Spatzen – aber auch einige Möwen! Doch gehören die Seevögel nicht eigentlich ans Meer? Wo kommen sie her?

Teilen
Die kleinen Lachmöwen sind heimisch in Berlin.
Die kleinen Lachmöwen sind heimisch in Berlin.Sabine Gudath

Weit weg von Nord- und Ostsee wirken sie irgendwie fremd. Doch Möwen fühlen sich längt nicht mehr nur am Meer, sondern auch in Städten wie Berlin wohl – mit einigen speziellen Fressgewohnheiten.

Hier wohnen die Möwen in Berlin am liebsten

Welche Orte in Berlin kommen einer einsamen Nordseeinsel am nächsten? Dem Brutverhalten vieler Hauptstadt-Möwen nach zu urteilen, versprechen hoch gelegene und mit Kies bedeckte Flachdächer am meisten Insel-Feeling, wie Stadtnaturexperte Derk Ehlert erklärt. Dort gebe es in Berlin besonders viele Nester. „Die nennenswerten Brutplätze sind in der freien Natur eigentlich Inseln, unberührte Flächen, wo es Kies und Sand und keine Störung gibt.“ Doch an Nord- und Ostsee gebe es immer weniger davon, weil sie zugebaut würden oder Menschen als Naherholungsgebiete dienten.

Deswegen suchten die Tiere nach neuen Lebensräumen und würden auch im Binnenland fündig. Zum Beispiel auf dem Dach eines großen Einkaufszentrums am Alexanderplatz. „Wir gehen von mehr als 150 Brutvogelpaaren in der Stadt aus“, verrät Ehlert. Silbermöwen, Mittelmeermöwen, Sturmmöwen und Steppenmöwen: Die Namen klingen so gar nicht nach Beton und Großstadt. Jahrzehntelang waren die Tiere dem Experten zufolge nur Sommergäste, seit mehr als zehn Jahren kommen sie auch als Brutvögel in die Hauptstadt.

In Berlin findet man viele Möwen in Spree-Nähe.
In Berlin findet man viele Möwen in Spree-Nähe.Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Eine Möwen-Art gibt es in Berlin schon ewig!

Schon immer in Berlin heimisch sei die kleinere Lachmöwe, von der es etwa 50 bis 60 Brutpaare gebe, berichtet der Experte. Sie hat einen roten Schnabel, rote Beine und im Sommer einen vollständig dunkelbraun gefärbten Kopf. Im Gegensatz zu ihren großen Verwandten brüten die Vögel nicht auf Dächern, sondern auf kleinen Inseln und Seerosen.

Dass nun auch Großmöwen in Berlin brüten, liegt Ehlert zufolge auch am Nahrungsmangel. Es gebe zu wenig Fisch im Wasser und immer weniger Fischkutter. Im Binnenland hofften die Tiere auf mehr Nahrung. „Sie geben ihren Jungen übrigens keine Pommes und keinen Döner, sondern die Küken kriegen tatsächlich das, was sie auch sonst bekämen: Fisch“, erklärte Ehlert. Dafür fliegen die erwachsenen Tiere ans Wasser. Eine spezielle Delikatesse: Auch Ratten und Kleinsäuger würden an die Kleinen verfüttert.

Die Großmöwen haben sich aufgrund von Nahrungsmangel in Berlin angesiedelt.
Die Großmöwen haben sich aufgrund von Nahrungsmangel in Berlin angesiedelt.Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Großmöwen-Saison ist schon vorbei

Ungefähr Ende Juli sei die Brutzeit vorbei. Die meisten Großmöwen seien nicht mehr in Berlin, schildert Ehlert. „Viele haben schon längst Deutschland verlassen und sind schon längst irgendwo auf dieser Welt.“ Großmöwen fliegen dem Experten zufolge mehrere Jahre umher und kehren dann oft an ihren Geburtsort zurück. Manche Berliner Möwen kämen zwar nicht wieder in die Hauptstadt, brüteten aber dafür in anderen Großstädten wie Hamburg oder Stuttgart. „Sie neigen dazu, städtisch zu bleiben, wenn sie hier groß geworden sind.“