Berlin im Radau-Modus

Stunk beim Gasgipfel! Klima-Krawall am feinen Hotel Adlon

Schon am frühen Montagmorgen geht es los. Der Gasgipfel gerät unter Beschuss. Klima-Rebellen heizen die Stimmung in Berlin auf. Die Polizei muss einschreiten.

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Berlin: Polizisten gehen gegen Demonstranten vor dem Hotel Adlon vor. Seit Montag findet dort der World LNG Summit statt, eine internationale Wirtschaftskonferenz zum Thema Flüssiggas.
Berlin: Polizisten gehen gegen Demonstranten vor dem Hotel Adlon vor. Seit Montag findet dort der World LNG Summit statt, eine internationale Wirtschaftskonferenz zum Thema Flüssiggas.Fabian Sommer/dpa

Im Berliner Luxushotel Adlon trifft sich die Elite der Gas-Branche – während draußen Umweltaktivisten Alarm schlagen. Es ist ein Protest mit Ansage.

Vier Tage lang geben sich rund 750 hochrangige Vertreter aus der internationalen Gas-Industrie die Klinke in die Hand. Mit Ticketpreisen von stolzen 4000 Euro diskutieren Manager und Lobbyisten aus 50 Ländern über die Zukunft von Flüssigerdgas (LNG) – und lassen es sich dabei gut gehen. Doch vor der Tür des Nobelhotels tobt bereits am Montag ein Protest.

Schon am frühen Morgen ließ Greenpeace von sich hören: „Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge“ prunkte als Projektion riesig auf der Fassade des Hotels. Kurze Zeit später legte die Gruppe Letzte Generation nach. Mit Transparenten versuchten sie, sich vor dem Eingang des Adlon festzusetzen, wurden aber prompt von der Polizei weggetragen. Natürlich gab es vereinzelt Widerstand. Aber die Aktivisten hatten gegen die Übermacht der Staatsgewalt keine Chance.

Die Kritik aber ist und bleibt scharf. Multinationale Konzerne würden hier gezielte Desinformation betreiben, zeterte eine Demonstrantin von Fridays for Future. Ihr Vorwurf: Fossiles Gas werde als vermeintliche Brückentechnologie schöngeredet, obwohl es schlimmer für die Umwelt sein soll als Kohle. Beweise dafür legte sie nicht vor.

Klimaschädliches Gas ist eine Kostenfalle für Mieter

Ob taktische Falschbehauptung oder Wahrheit – an diesem kalten, aber hitzigen Montagmorgen in Berlin spielte das keine Rolle. Zumindest nicht bei den Hitzköpfen vor Ort.

Carla Reemtsma, eine der bekanntesten Stimmen der Klimabewegung und Aktivistin aus begütertem Hause, nannte es absurd, mitten in der Klimakrise weiter in Gasinfrastruktur zu investieren. Damit würden wir uns nur schon wieder von Autokraten abhängig machen, behauptete sie bei einer Pressekonferenz.

Etwas wirklichkeitsnäher äußerte sich Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe. Er warnte vor hochspekulativen Geschäften, die Kriege erneut anfachen könnten, womit er recht hat. Und er bezeichnete LNG als Klimakiller, berichtet der „RBB“. Studien untermauern diese Behauptung: Flüssiggas, vor allem aus den USA, wird oft mit umweltschädlichem Fracking gewonnen und sei unter Berücksichtigung von Förderung und Transport klimaschädlicher als Kohle.

Greenpeace-Aktivisten projizieren den Schriftzug „Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge“ auf das Hotel Adlon in Berlin-Mitte.
Greenpeace-Aktivisten projizieren den Schriftzug „Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge“ auf das Hotel Adlon in Berlin-Mitte.Fabian Sommer/dpa

Die Proteste sind vielstimmig – und längst nicht zu Ende. Neben Greenpeace und Fridays for Future haben auch Organisationen wie Amnesty International und Extinction Rebellion Aktionen angekündigt. Illegale Widerstandsgruppen planen außerdem medienwirksame Blockaden. Am Dienstag wird es am späten Nachmittag eine große Demonstration direkt vor dem Hotel geben, hieß es dazu.

Die Gas-Branche bleibt allerdings ziemlich unbeeindruckt. Bis jetzt. Auf der Konferenz soll weiter ungebremst diskutiert werden – mit Häppchen und Käffchen in der eleganten Atmosphäre des Adlon. Wer hat, der kann. Draußen aber auf Berlins Straßen wird es laut bleiben, denn die Gegner des fossilen Gases geben nicht auf. Der Klimakiller Gas hat hier keinen Platz, so lautet ihr Schlachtruf. Vom großen Gegner dieser Schlacht ist weit und breit nichts zu sehen.

Die Deutsche Presseagentur zitierte am Montag Ruth Carcassone von einer Berliner Mieterinitiative. Sie warnte: „Gas ist für Mieter eine Kostenfalle. Die Preise gehen in die Höhe und die Menschen sitzen in kalten Wohnungen aus Angst vor den Rechnungen. Wir brauchen eine soziale Wärmewende.“ ■