Bürgermeister gesteht

Strom-Not in Oranienburg: Die Stadt hat den Ausbau des Stromnetzes verschlafen

Bürgermeister Alexander Laesicke räumt Versäumnisse ein: „Man hätte diesen Bedarf früher erkennen können und dementsprechend handeln müssen.“ Die Bundesnetzagentur droht mit Buß- und Zwangsgeldern.

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Zu wenig Strom für Oranienburg: In der Stadt können keine neuen Häuser mehr ans Stromnetz angeschlossen werden.
Zu wenig Strom für Oranienburg: In der Stadt können keine neuen Häuser mehr ans Stromnetz angeschlossen werden.Bernd Wüstneck/dpa

Die Nachricht machte deutschlandweit Schlagzeilen. In Oranienburg ist das Stromnetz am Limit, neu gebaute Häuser können nicht mehr angeschlossen werden. Erst hieß es: Neue Wärmepumpen und Ladestationen für E-Autos seien schuld. Falsch! Der Bürgermeister gesteht nun, dass die Stadt den Ausbau ganz einfach verschlafen hat.

Die Bundesnetzagentur führt den Stromnetz-Engpass in der Stadt Oranienburg auf Versäumnisse bei der Planung zurück und fordert zügige Lösungen. Der erhöhte Strombedarf sei viel zu spät erkannt und damit auch zu spät an den vorgelagerten Netzbetreiber, die Edis Netz GmbH, kommuniziert worden. Dies hätten die Stadtwerke bestätigt, teilt die Behörde in Bonn am Mittwoch mit. Die seit Jahren wachsende Stadt Oranienburg im Berliner Speckgürtel kann wegen Kapazitätsengpässen am Umspannwerk keine neuen Stromanschlüsse mehr ermöglichen.

Stromnetz Berlin: In der Hauptstadt ist alles in Ordnung

„Der verhängte Anschlussstopp geht auf ein erfreuliches, starkes Wachstum der Stadt Oranienburg in Kombination mit einer um Jahre verspäteten Planung der Stadtwerke Oranienburg zurück. Die Problematik ist damit der individuellen Situation vor Ort geschuldet“, teilt die Bundesnetzagentur mit, die sich in die Aufklärung der Vorgänge in der brandenburgischen Stadt eingeschaltet hat. Mehr Wärmepumpen und Ladestationen für Elektroautos spielten beim Mehrbedarf an Strom eine untergeordnete Rolle, er gehe vor allem auf Industrie, Gewerbe und neue Baugebiete in der Stadt zurück.

Der Oranienburger Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos) räumt Versäumnisse ein. Er sagte dem RBB: „Wir gehen aktuell davon aus, dass man diesen Bedarf früher hätte erkennen können und dementsprechend handeln müssen.“ Das Stromnetz Berlin etwa schloss eine Situation wie in Oranienburg mit rund 48.000 Einwohnern für die Hauptstadt aus.

Eine Ladestation für Elektroautos in der Innenstadt von Oranienburg
Eine Ladestation für Elektroautos in der Innenstadt von OranienburgTobias Schwarz/AFP

Die Bundesnetzagentur fordert die Stadtwerke und das Unternehmen Edis nun auf, „unmittelbar kurzfristige Lösungen“ zu finden, um schnell wieder neue Stromanschlüsse zu ermöglichen. Auch der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), sagt: „Die Bürgerinnen und Bürger Oranienburgs können nicht auf das viel zu spät geplante Umspannwerk warten. Strom ist genug da, die Stadtwerke müssen dafür sorgen, dass er auch ankommt.“ Ein neues Umspannwerk, das die Stadtwerke bauen, soll voraussichtlich 2026 seinen Betrieb aufnehmen.

Der Stadt werden Buß- und Zwangsgelder angedroht

Die Bundesnetzagentur verwies darauf, wie wichtig eine vorausschauende Netzplanung sei. Diese soll künftig besser organisiert werden. Größere Netzbetreiber wie Eon und Edis müssten künftig ihre Planungen bei der Bundesnetzagentur vorlegen – erstmals Ende April, wie ein Sprecher der Bundesnetzagentur sagte.

Die Stadt Oranienburg nannte als Optionen für Übergangslösungen, die geprüft werden, die Nutzung eines temporären Ersatz-Umspannwerks oder der Einsatz von Gasturbinen zur Stromversorgung im Stadtwerke-Netz. Wenn keine wirksamen Schritte zur Abhilfe ergriffen werden, kann die Bundesnetzagentur Maßnahmen und Fristen auch anordnen, wie sie mitteilt. Sollten diese nicht befolgt werden, können im äußersten Fall Buß- und Zwangsgelder drohen. ■