Der Riss geht quer durch die Familie: Weil sie in einem heftigen Streit um Geld mit Tischbein und Billardqueue auf einen ihrer Cousins losgingen und ihn erheblich verletzten, stehen zwei Brüder vor Gericht.
Sie wollten dem Verwandten einen Denkzettel verpassen: Sobhi I. (28) und Khodr I. (23). Der eine arbeitet viel und sparte sich ein Haus zusammen, der andere studiert. Doch vor sieben Monaten gingen sie auf einen Cousin (29) los. Er blieb mit zertrümmerter Kniescheibe zurück.
„Er hetzte Geldeintreiber auf mich, einmal waren es zehn Angreifer“
Der ältere Bruder: „Er hetzte Geldeintreiber auf mich, einmal waren es zehn Angreifer.“ Der Cousin habe Geld verlangt – „reine Fantasiesummen, zuletzt zwei Millionen Euro“. Hintergrund seien Geschäfte mit fingierten Corona-Testzentren gewesen. Die habe der Cousin mit einem Bekannten gemacht. Als dieser Mann abgetaucht sei, habe der Cousin Geld von ihm verlangt, so der ältere Bruder.
Sobhi I., zuletzt als Disponent in der Logistikbranche tätig: „Ich hatte gute Einkünfte. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, mich an illegalen Geschäften zu beteiligen.“ Er habe schon als Elfjähriger neben der Schule gearbeitet, „die Familie war extrem arm.“
Eine Lehre zum Kfz-Mechatroniker schloss er ab, arbeitete in verschiedenen Firmen, konnte schließlich mit Ersparnissen und Darlehen ein Haus kaufen. Der ältere Bruder: „Früher war ich das hässliche Entlein ohne Geld, mein Cousin dagegen das Vorzeigekind. Im Gegensatz zu mir lief es bei ihm später nicht gut.“
Der Cousin habe Lügen verbreitet und sei gewalttätig geworden, als sich der Betrugskomplize abgesetzt habe – „er stach mir in den Rücken.“ Bei der Polizei habe er den Verwandten allerdings nicht verpfiffen. Wegen der Familie. Der Cousin aber habe weitergemacht, es habe „ständige Bedrohungen“ gegeben. Die Brüder zur Tat: „Wir wollten ihn so beeindrucken, dass er mit der Verfolgung aufhört.“
Mit zertrümmerter Kniescheibe, gebrochener Hand und Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus
Die Nacht zum 18. Juni in Falkensee. Die Brüder waren im Auto unterwegs. Ein Freund rief an, informierte über den Cousin in der Nähe. Sie entdeckten ihn in einem Wagen. Die Anklage: „Sie zogen ihn aus dem Auto.“ Sobhi I. gestand nun: „Ich schlug mit einem Queue-Teil auf seinen Arm.“ Khodr I.: „Ich schnappte mir ein Tischbein, ich hatte mich vorher noch nie geschlagen.“
Die Anklage geht von gezielten Schlägen auf das Knie aus. Die Brüder: „Es war nicht geplant und nicht gewollt.“ Mit zertrümmerter Kniescheibe, gebrochener Hand, Schädel-Hirn-Trauma kam der Cousin ins Krankenhaus.
Einen Monat später die Festnahme der Brüder. Beide gestehen und bereuen nun. Der ältere Angeklagte, der seitdem in Haft ist: „Es war der falsche Weg und darf nicht fortgesetzt werden.“ Er möchte sich entschuldigen und den Cousin bitten, Frieden zu schließen. 20.000 Euro Schmerzensgeld wollen die Angeklagten dem Attackieren zahlen, um den Familienstreit zu beenden. Prozess-Fortsetzung: 17. Januar. ■