Sport statt Randale

Sommerbad Pankow: Vom Krawall-Bad zum Fitnessbad?

Grüne im Bezirk wollen Freibad Pankow für Jugendliche das ganze Jahr öffnen. Die Ausweispflicht für Berliner Freibäder im Sommer bleibt. 

Author - Stefanie Hildebrandt
Teilen
Das Freibad Pankow ist bei Familien beliebt, doch randalierende Jugendliche schreckten in der vergangenen Saison normale Besucher. 
Das Freibad Pankow ist bei Familien beliebt, doch randalierende Jugendliche schreckten in der vergangenen Saison normale Besucher. Volkmar Otto

Das Freibad Pankow war in den vergangenen Sommern regelmäßig in den Schlagzeilen, weil Jugendliche sich in dem Bad nicht zu benehmen wussten. Räumung, Sperrung von Rutsche und Turm, mehr Security und Kameras wurden als Maßnahmen installiert, um für mehr Sicherheit zu sorgen.

Nun wollen die Pankower Bündnisgrünen, dass das Bad nicht nur im Sommer öffnet, sondern dass die Außenflächen für Bewegungs- und Sportangebote das ganze Jahr über offen sind.

Mit Sportangeboten gegen Randale in Berlins Sommerbädern

Dazu stellte die Fraktion einen Antrag in der Pankower BVV. Das Freibad Pankow soll demnach bei einem Pilotprojekt mitmachen, bei dem der Landessportbund, die Berliner Bäderbetriebe, der Berliner Senat und die Initiative „SpOrt365“ kooperieren. Auch im Neuköllner Freibad Gropiusstadt findet das Projekt schon statt, im Kreuzberger Prinzenbad und dem Columbiabad in Neukölln soll es im Sommer 2024 starten.

Die Idee: wer sich beim kostenlosen Sportangebot auspowert hat weniger Kapazitäten für Quatsch und Randale.

Besonders Jugendliche, für die ein Fitnessstudio oft zu teuer ist, sollen durch die neuen Möglichkeiten motiviert werden, sich sportlich stärker zu betätigen. Im Freibad Pankow stünden bereits Sportflächen zur Verfügung, die ganzjährig genutzt werden könnten, wie das Beachvolleyballfeld, der Beachsoccer Court oder die Tischtennisplatten, argumentieren die Grünen.

Seit Jahren kommt es im Sommer zu Einsätzen der Polizei in Berliner Bädern: Einsatzkräfte der Polizei stehen vor dem Eingang zum Sommerbad Pankow. 
Seit Jahren kommt es im Sommer zu Einsätzen der Polizei in Berliner Bädern: Einsatzkräfte der Polizei stehen vor dem Eingang zum Sommerbad Pankow. dpa

„Das Pilotprojekt ist eine tolle Möglichkeit, die ganzjährige Öffnung von Freibädern zu testen”, erklärt Karsten Gloger, jugend- und sportpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Überall in Pankow fehlen Sportflächen. Die Vereine sind überfüllt und haben lange Wartelisten. Da macht es doch wenig Sinn, die großen Sportflächen im Freibad Pankow den größten Teil des Jahres einfach zu schließen. Kostenlose und pädagogisch betreute Bewegungsangebote an der frischen Luft sind eine tolle Möglichkeit, Stress und Aggressionen abzubauen oder einfach nur Spaß zu haben.“

Auch während der Badesaison sollen die kostenlosen Sportangebote pädagogisch begleitet werden.

Ausweispflicht in Freibädern im Sommer bleibt

Derweil soll im Sommer die Ausweispflicht in Berliner Freibädern, die wegen Tumulten renitenter Jugendlicher im vergangenen Jahr eingeführt wurde, weiter gelten. Für den Einlass in die Sommerbäder müssen die Badegäste Personalausweis, Führerschein oder einen anderen Ausweis vorzeigen. Das teilten die Bäderbetriebe dem „Tagesspiegel“ mit. Die „Berliner Morgenpost“ berichtet von einer neuen Hilferuf-App, mit der Badegäste in bestimmten Bädern die Wachleute alarmieren können. Die App soll laut einer Ausschreibung dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl zu verbessern.

Obwohl es Kritik an der Ausweispflicht gab, ist die Beibehaltung nicht überraschend. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte bereits im Herbst 2023 von einem Maßnahmenkatalog mit insgesamt 40 Punkten gesprochen, von denen erst ein Teil umgesetzt sei, und angekündigt, das werde auch 2024 „selbstverständlich weitergeführt“.

Tumulte in Freibädern

Tumulte kamen in den vergangenen Sommern vor allem im Neuköllner Bad, in Pankow und Schöneberg vor. Neu eingeführt wurden Videokameras an den Eingängen. Außerdem standen oft Polizeiwagen demonstrativ vor den Toren. Taschenkontrollen und Hausverbote gegen Störer gab es schon zuvor.

In der vergangenen Freibadsaison, die mit einigen Krawallen und Räumungen durch die Polizei für Aufsehen sorgte, erteilten die Bäder-Betriebe 153 Hausverbote gegen Besucher. Die Größenordnung entsprach etwa der von früheren Jahren. Straftaten waren aber eher selten der Grund, überwiegend ging es um Verstöße gegen die Hausordnung und kleinere Diebstähle.

Besucher schwimmen an einem heißen Tag im Schwimmerbecken im Sommerbad Kreuzberg - Prinzenbad. Auch hier soll das Sportprojekt starten. 
Besucher schwimmen an einem heißen Tag im Schwimmerbecken im Sommerbad Kreuzberg - Prinzenbad. Auch hier soll das Sportprojekt starten. Fabian Sommer/dpa/Archivbild

Allerdings sind Hausverbote bei großem Andrang an heißen Tagen schwer zu kontrollieren. Ob Ausweiskontrollen etwas gegen aggressive junge Männer nützen, ist auch unklar. Oft wurden harmlose Familien oder Touristen an den Eingängen weggeschickt, weil sie keine Ausweise dabeihatten.

„SpOrt 365“
Das Pilotprojekt zur ganzjährigen Öffnung von Freibädern ist aus dem Jugendgewaltgipfel des Berliner Senats hervorgegangen. Die Initiative „SpOrt 365“ verbindet Sport mit Jugend- und Sozialarbeit. Sie richtet sich vor allem an Menschen, die in ihrem Alltag bislang keinen Sport betreiben. Vor allem Jugendliche sollen dazu angeregt werden, sich mehr zu bewegen und dabei vielleicht auch Aggressionen abzubauen. Dafür soll es an verschiedenen Orten Berlins kostenlose, ganzjährig betreute Sportangebote geben.

Zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro geben die Bäder allein pro Jahr für Wachleute von privaten Firmen aus. An heißen Wochenenden waren bis zu 170 Wachleute im Einsatz, um Konflikte zu schlichten. Allein im Kreuzberger Prinzenbad wurden im Juli 2023 rund 90.000 Euro für den Wachdienst ausgegeben, im Freibad Pankow waren es in einem Monat 65.000 Euro und im Sommerbad Neukölln rund 50.000 Euro. ■