Kreuzberg

Nachlass einer Berliner Ikone wird versteigert

Im Atelier von „Pony Hütchen“ in Kreuzberg gibt es den Nachlass des verstorbenen Schauspielers Otto Sander zu kaufen. Die Inhaberin erklärt, was es gibt.

Teilen
Lilli Nielsen verkauft in ihrem Atelier in der Muskauer Straße in Berlin Kreuzberg den Nachlass von Otto Sander.
Lilli Nielsen verkauft in ihrem Atelier in der Muskauer Straße in Berlin Kreuzberg den Nachlass von Otto Sander.Benjamin Pritzkuleit/Berliner KURIER

Wer das Atelier von Lilli Nielsen in der Muskauer Straße in Berlin-Kreuzberg betritt, wird schnell in seinen Bann gezogen. Auf der linken Seite neben der Eingangstür steht ein Tisch mit handsignierten Büchern, Autogrammkarten, CDs und einer verglasten Box mit kleinen Schätzen darin.
Rechts daneben stehen eine grüne Couch, kleinere Tische mit Geschirr, Gläsern, Büchern und vielen Fotos darauf. Der Blickfang schlechthin ist aber eine graue Büste von dem verstorbenen Schauspieler Otto Sander. Sie scheint über allem zu thronen.

Wegen großer Nachfrage: Ausstellung wird verlängert

Lilli Nielsen bietet in ihrem Atelier seit dem 12. Dezember eine Ausstellung und eine Auktion aus dem Nachlass des Schauspieler-Ehepaares Otto Sander und Monika Hansen an. Ihr Projekt, das sie seit Wochen mit liebevoller Hingabe und Leidenschaft betreibt, trägt den Namen „Fragmente“. Otto Sander war im September 2013 gestorben, Monika Hansen im Juni dieses Jahres.
Weil das bisherige Interesse an den Gegenständen des berühmten Ehepaares alle Erwartungen übertrifft, wird sie ihre Ausstellung um zwei Tage verlängern. Jetzt hat sie auch am Freitag und Samstag jeweils von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Eigentlich wäre am Montag Schluss gewesen – nun geht es in die Verlängerung.

Wer durch den Raum schlendert, begibt sich auf eine kleine Zeitreise durch das Leben von Otto Sander, seiner Stiefkinder Meret und Ben Becker sowie von Monika Hansen. „Ich erzähle schon immer die Geschichten von den Menschen, von denen ich die Nachlässe mache. Das ist mir extrem wichtig“, erzählt die Inhaberin des Vintage-Ladens „Pony Hütchen“ und Betreiberin des Ateliers. Sie wolle die Geschichte weitertragen und ihr eine größere Sichtbarkeit geben. „Das ist wie eine kleine Hommage.“
Einen Teil dieser Gegenstände können sich Besucher kaufen, andere werden an den höchstbietenden versteigert. Der Grund: Ihr falle es schwer, einen Preis für manche Gegenstände zu nennen. Die meisten kosten zwischen 5 und 10 Euro.

Erlös für den Sennmannspullover geht an die Seenotrettung

Neben der Büste ist der Bereich mit Sanders Seglerleidenschaft besonders mitreißend. Dort befinden sich unter anderem signierte Landkarten, Reisefotos und sein Seemannspullover. „Das sind alles sehr, sehr persönliche Stücke“, erzählt die 45-Jährige. Ein Teil des Erlöses für den Pullover geht an die Seenotrettung, mit den anderen Einnahmen wolle sie ihre Kosten decken.

Passend zur Jahreszeit, spielt auch Weihnachten eine Rolle bei der Ausstellung. An einem Fenster hängen bunte Weihnachtskugeln – unterschrieben von der Künstlerfamilie selbst. Dadurch haben sie einen ganz besonderen Wert. „Das ist ein kleiner Rundumschlag durch das komplette Leben. Es ist wirklich alles dabei“, sagt Nielsen, für die die Ausstellung nicht alltäglich ist.
„Das ist eine herausfordernde Arbeit, weil es auch immer um den Tod geht. Es geht auch um Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben.“ Das erfordere viel Feingefühl und sei auf Entgegenkommen der Hinterbliebenen angewiesen. „Es muss immer alles ganz einvernehmlich sein. Denn das ist ein ganz fragiles Thema.“

Wenn die Ausstellung in ihrem Atelier vorbei ist, wird es in ihrem Laden in der Pücklerstraße eine kleine „Otto-Sander-Ecke“ geben. Dort kann man die übrig gebliebenen Gegenstände weiter kaufen, auch sollen einige Möbel mit der Zeit herübergebracht werden. Das Andenken an Otto Sander lebt weiter.