Blutüberströmt und kaum bekleidet irrt eine junge Frau im Januar durch Reinickendorf. Mit letzter Kraft entkommen aus einem leerstehenden Gebäude, dem Ort des Schreckens. Fünf Monate später der Prozess gegen Salim T. (28). Er macht großes Gewese, spuckt, schimpft, will sich nicht in den Gerichtssaal führen lassen. Eineinhalb Stunden später sitzt er in Handschellen und hinter Panzerglas auf der Anklagebank. Ein Mann mit wirren Locken. Seit 2023 ist der Tunesier in Deutschland. Er sieht nicht auf, als der Name von Joana S. (24) fällt. Der Staatsanwalt überzeugt: Es war Salim T., der sie am frühen Abend des 8. Januar in der Provinzstraße packte, in ein leerstehendes Haus zerrte, sie unter Vorhalt eines Messers vergewaltigte. Dann habe er mit einem Messer und einer abgebrochenen Bierflasche immer wieder auf sie eingestochen.
Der Tunesier dachte, sein Opfer sei tot
Wunden am Kopf, im Gesicht, am Hals, am Bauch, am Po. Der Staatsanwalt: „In der irrigen Annahme, sie sei gestorben, verließ er den Ort.“ Sie lief irgendwann los. Schwankte in ein Café, nahm sich eine rote Decke, ging weiter. Bis sie am U-Bahnhof Osloer Straße von Polizisten entdeckt und in eine Klinik gebracht wurde. Ein Polizist: „Sie war apathisch.“ Englisch habe sie gesprochen, nur ein paar Brocken – „there was a man“. Wer der Mann war, konnte sie nicht sagen. Joana S. stammt aus Rumänien. Ihr weiteres Schicksal ist in Berlin nicht bekannt.

Vier Tage nach dem brutalen Übergriff auf die Frau wurde Salim T. verhaftet. Er soll an ein Polizeifahrzeug herangetreten sein: „Ich habe einen Menschen getötet.“ Gegenüber der Polizei soll er behauptet haben, er habe Joana S. „auftragsgemäß“ angegriffen. Es sei um 27.000 Euro Schulden aus Drogengeschäften gegangen – „die Mafia hat entschieden, sie muss sterben“, soll er zu Protokoll gegeben haben.