Kommentar

SEZ wird nie wieder Schwimm- und Sporthalle: Berlin hat andere Sorgen

Im Streit um Abriss oder Erhalt des SEZ sollten die Entscheider realistisch auf den Bedarf in der Stadt schauen.

Author - Stefanie Hildebrandt
Teilen
Fast 20 Jahre lang ließ der Investor das SEZ verfallen. Eine Sanierung des SEZ wäre teuer. 
Fast 20 Jahre lang ließ der Investor das SEZ verfallen. Eine Sanierung des SEZ wäre teuer. www.imago-images.de

Auf dem Gelände des SEZ, des ehemaligen DDR-Spaßbades an der Landsberger Allee spielt man nicht mehr Badminton und geht zur Polardisko. Stattdessen dreht die Fantasie vieler jetzt hier ihre Runden. Im Streit darüber, was mit dem Areal passieren soll, treffen die unterschiedlichsten Ansichten aufeinander.

Eine Petition fordert, das SEZ zu sanieren und als Sport- und Freizeitfläche für alle wiederzueröffnen. Schöne Idee, besonders Menschen, die wie ich auch früher das SEZ mit seinen vielfältigen Möglichkeiten nutzten.

Besonders klug wäre eine solche Nutzung aber nicht. Berlin hat jede Menge dringendere Probleme, als ein weiteres Millionenprojekt anzufassen. Bezahlbare Wohnungen, Schulen und nicht zuletzt Unterkünfte für Geflüchtete sind Mangelware. Selbst der Abriss und die Entsiegelung von Flächen mit zum Beispiel einem Mini-Wald passte besser in unsere Zeit als ein Festhalten an alten Hüten, oder in diesem Fall Hütten. 

SEZ soll Flüchtlinge beherbergen

Wie das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) der Berliner Zeitung auf Nachfrage bestätigte, prüft der Senat gerade eine Nutzung als Flüchtlingsunterkunft. Dabei gehe es aber nicht um das Bestandsgebäude SEZ oder um die große Freifläche dahinter, sondern um den Parkplatz zur Landsberger Allee hin. 

Die Bauruine des SEZ Zentrums in Berlin am 10. Januar 2024.
Die Bauruine des SEZ Zentrums in Berlin am 10. Januar 2024.Emmanuele Contini

Bis sich am Standort aber überhaupt etwas tut, müssen zunächst letzte rechtliche Mittel ausgeschöpft und Fristen zur Übergabe oder Räumung benannt werden. Solange der Übergang an den Senat nicht vollzogen ist, bleibt das SEZ wie in den letzten Jahren auch ein abgehalfterter Schandfleck in der Mitte der Stadt. Es bleibt genug Zeit, mit Bedacht die unterschiedlichen Bedarfe in der Stadt gegeneinander abzuwägen.

Wenn man träumen dürfte, entstünde ein Leuchtturmprojekt. Ein Campus mit Schule, Dachwald und bezahlbaren Wohnungen für Berliner und Flüchtlinge. Solange Berliner Schüler nicht genug Schulplätze, Berliner Mieter nicht ausreichen Wohnraum haben, kann sich die Stadt ein Spaßbad nicht leisten. ■