Es ist die Sensation zum Wochenende. Seit in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein Meteorit nördlich von Berlin niederging, sein Schweif bis nach Leipzig und Prag zu sehen war, haben sich Hunderte auf die Suche nach den wertvollen außerirdischen Teilen gemacht. Im Schlamm auf den Feldern um Nennhausen im Havelland suchten Profis, die mit kommerziellen Absichten unterwegs waren, und auch Museen, wie das Berliner Naturkundemuseum, hatten Teams in die brandenburgischen Weiten geschickt. Seit Sonntag war auch ein Team des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Freien Universität Berlin im Feld. Ein Wettlauf mit der Zeit.
Schon einmal wurden die Polen fündig
Nun melden sich polnische Sucher, Michał Nebelski, Kryspin Kmieciak und Kazimierz Magneto (ausgerechnet!), die Teile des Meteoriten gefunden haben wollen. Schon in der Vergangenheit hatten die Polen einmal Reste eines Meteoriten gefunden.

Ansgar Greshake ist der Experte für außerirdisches Gestein am Naturkundemuseum Berlin. Er bestimmt Funde, hat eine riesige Sammlung von Meteoriten, sogar ein Stück Mond mit einem auf der Erde völlig neuen Mineral kann man bei ihm bewundern.
Seit Jahrzehnten befasst er sich als Kurator der Meteoritensammlung am Naturkundemuseum mit dem Thema: „Ich habe so etwas noch nicht gesehen. Das sieht wirklich sehr ungewöhnlich aus“, so Greshake zu den ersten Bildern, die im Netz kursierten. „Es ist sehr, sehr, sehr wahrscheinlich, dass es sich um einen Meteoriten handelt, also der erste Fund von diesem Überrest des Asteroiden, der hier verglüht ist“, sagte Meteoritenforscher Ansgar Greshake am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. „Das hier ist in der Tat ein besonderer Fund.“ Er gehöre zur Gruppe der Aubriten. „Dieses Material ist sehr selten.“ Der Fund sehe sehr frisch aus, die Kruste glänze.
Nach Berechnungen von tschechischen Astronomen war der Meteorit 2024 Bx1 etwa 100 Kilogramm schwer. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühte ein Teil, kleinere Stücke überstanden aber wohl den Höllenritt bei 15 Kilometern pro Sekunde Geschwindigkeit.
Auch Thorsten Kleine, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen, hält den Fund nach einem ersten Blick auf die Fotos für vielversprechend, berichtet der Spiegel. „Für die Echtheit spricht die Schmelzkruste, die beim Eintritt in die Atmosphäre durch Reibung entsteht“, sagt er. Eine gesicherte Aussage sei allein auf der Grundlage der Bilder jedoch nicht möglich. Dafür seien Analysen im Labor nötig. „Man müsste sich die Minerale unter einem Elektronenmikroskop genauer anschauen“, sagt Kleine.
Via Carlos Augusto Di Pietro
— Space Initiatives (@AsteroidEnergy) January 25, 2024
The first meteorites from the asteroid 2024 BX1 (the Berlin fireball) that entered our atmosphere on January 20 were found. Fragments were located by Michał Nebelski, Kryspin Kmieciak and Kazimierz Magneto pic.twitter.com/cuo2pIx3W5
Greshake geht davon aus, dass die Stücke bei Ribbeck nahe Nauen gefunden wurden. Das liege in dem sogenannten Streufeld, das nach dem Verglühen des Himmelskörpers berechnet wurde. Die Finder sind wohl auch auf den finanziellen Profit aus. Sammler zahlen für solche außergewöhnlichen Funde mehrere Hunderttausend Euro.
19.000 Brocken aus dem All pro Jahr
Schätzungen von Experten gehen davon aus, dass weltweit im Jahr 19.000 Brocken aus dem All bei uns landen. 14 wären das pro Jahr heruntergerechnet im Bundesgebiet. Dass so eine Landung aber so gut dokumentiert wird und das Fallgebiet eingegrenzt werden kann, ist selten. Auf der Seite der Uni Oldenburg ist eine Checkliste für potenzielle Meteoriten veröffentlicht. Ein Merkmal ist etwa eine besondere Schwere des Fundstücks. Die Oberfläche ist schwarz vom Eintritt in die Erdatmosphäre. Ist das Objekt mindestens schwach magnetisch? Dann könnte es sich um einen Meteoriten handeln.
„Wir haben Fotos gesehen, die vielversprechend sind“, sagte Lutz Hecht vom Museum für Naturkunde Berlin am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. „Wir gehen davon aus, dass das jetzt ein Glücksfall war und zu den größten Stücken gehört, die im Streufeld liegen.“ Möglicherweise handle es sich um ein Objekt, das in drei Teile zerbrochen sei. Das Museumsteam wollte den Fund prüfen.
Meteoriten sind Bruchstücke von Asteroiden, die im All häufig auftreten. Solange Meteoriten im All sind, heißen sie eigentlich Meteoroiden. Erst wenn sie durch die Erdatmosphäre treten, spricht man von Meteoriten.
Meteoroiden sind Bruchstücke aus Asteroiden oder Kometen, auch Kometenstaub gehört zu dieser Kategorie. Treten die Meteoroiden in die Erdatmosphäre ein, verglühen sie durch die Geschwindigkeit und die Reibung der Luft zu Meteoren oder Feuerbällen. Landen diese verglühten Überreste auf der Erde, spricht man schließlich von Meteoriten. ■