Kürzlich beherbergte die Nabu-Wildvogelstation eine absolute Rarität: eine seltene und in Deutschland stark gefährdete Sumpfohreule. Die dämmerungsaktive Eule flog vermutlich gegen eine Scheibe und verletzte sich an Augen und Körper – keine Seltenheit bei nachtaktiven Vögeln zu dieser Jahreszeit. Anfang November fanden Charlottenburger Bürger die Sumpfohreule flugunfähig auf der Straße sitzend. Nach Rücksprache mit der Nabu-Wildvogelstation wurde die Eule in die Klein- und Heimtierklinik der Freien Universität Berlin gebracht und dort behandelt.
Eulen verlieren durch Lichtverschmutzung die Orientierung
„Durch hell erleuchtete Fenster und Straßen verlieren Vögel wie die Waldschnepfe oder eben Eulen die Orientierung und kollidieren dann mit Gebäuden oder Autos, das endet leider oft tödlich“, sagt Marc Engler, Leitung der Wildvogelstation des Nabu Berlin. „Umso erfreulicher, dass wir diese Sumpfohreule gesund pflegen konnten.“
Die Diagnose: Entzündung an den Augen und mehrere Hämatome am Körper. Anschließend übernahm die Wildvogelstation die Versorgung der Eule. Nach einem vierwöchigen Aufenthalt in der speziell an die Bedürfnisse des Tiers angepassten Voliere konnte die Sumpfohreule wieder in die Freiheit entlassen werden.

Seltener Wintergast in Berlin: die Sumpfohreule
Die Sumpfohreule (Asio flammeus) ist in Mooren und auf Heideflächen zu Hause. Sie zählt mit mehreren Unterarten zu den weltweit häufigsten Eulen, ist jedoch seit der massiven Trockenlegung der Moore in Deutschland stark gefährdet. Die Zerschneidung der wenigen Lebensräume und die Nahrungsknappheit üben zusätzlichen Druck auf die geringe Population von etwa 40 bis 45 Brutpaaren in Deutschland aus. In Berlin ist die Sumpfohreule nur als Wintergast bekannt und hält sich hier je nach Witterungsbedingung von Oktober bis Februar auf.
In dieser Zeit werden der Eule bei uns immer wieder Strukturen mit Glasscheiben zum Hindernis. „Man kennt es: An manchen Tagen im Winter wird es gefühlt gar nicht richtig hell. Da leuchten dann von überall Lichter, die sich auch noch in Glasscheiben spiegeln – und werden ziehenden Wintergästen zum Verhängnis“, so Engler. „Wer also Vögeln wie der Sumpfohreule helfen will, geht am besten sparsam mit Außenbeleuchtung um – vor allem in der Nähe von Glasflächen.“