Großeinsatz in Ex-Gewerbegebiet

SEK in Friedrichshain: RAF-Terroristen nicht geschnappt! +++ DAS sagt das Landeskriminalamt +++ So erlebten Anwohner den Einsatz

Die Polizei war in Friedrichshain mit einem Großaufgebot unterwegs - auf der Suche nach den flüchtigen RAF-Terroristen Garweg und Staub.

Teilen
Einsatzkräfte stehen an dem Grundstück in Friedrichshain. Der Einsatz steht möglicherweise im Zusammenhang mit der Fahndung nach den beiden noch flüchtigen mutmaßlichen Räubern Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg.
Einsatzkräfte stehen an dem Grundstück in Friedrichshain. Der Einsatz steht möglicherweise im Zusammenhang mit der Fahndung nach den beiden noch flüchtigen mutmaßlichen Räubern Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg.Paul Zinken/dpa

Schock zum Start in den Sonntag: Im Bezirk Friedrichshain gibt es seit dem frühen Morgen einen Großeinsatz der Polizei. Hintergrund ist die Fahndung nach den beiden mutmaßlichen RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub. An dem Einsatz sind auch Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes Niedersachsen beteiligt. Laut Berichten sollen sogar Schüsse gefallen sein. Zudem wurden mehrere Männer abgeführt. Gegen Mittag verkündeten die Ermittler aber: Bei den Männern, die festgenommen wurden, handelt es sich nicht um die beiden gesuchten mutmaßlichen RAF-Straftäter Garweg und Staub. Laut Bild hielt sich Garweg offenbar in der Vergangenheit hier auf, versteckte sich mit seinen Hunden in einem Bauwagen.

Großeinsatz in altem Gewerbegebiet. Berichte: Polizei führte mehrere Personen ab

„Das LKA Niedersachsen führt gemeinsam mit der Polizei Berlin und dem BKA Durchsuchungsmaßnahmen durch. Diese stehen in Zusammenhang mit der Fahndung nach den beiden gesuchten Räubern Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg“, sagte Martin Halweg, Sprecher der Polizei Berlin, laut einem Bericht der „Bild“ am Morgen. „Weitere Einzelheiten können wir aufgrund laufender Ermittlungen sowie Fahndungsmaßnahmen nicht nennen.“ Auch das LKA Niedersachsen veröffentlichte eine entsprechende Meldung auf X (vormals Twittter).

Der Einsatz, der gegen 7.30 Uhr begann, findet auf einem ehemaligen Gewerbegebiet am Markgrafendamm / Ecke Persiusstraße statt, auf dem Bauwagen stehen sollen, heißt es in ersten Berichten. Ein Großaufgebot der Polizei sei vor Ort, auch Beamte mit Maschinenpistolen wurden gesehen. KURIER-Reporter vor Ort konnten außerdem Mitarbeiter der Polizei in weißen Schutzanzügen beobachten. Auch ein Spürhund soll zum Einsatz gekommen sein.

Kriminaltechniker in Schutzanzügen beim Einsatz am Markgrafendamm.
Kriminaltechniker in Schutzanzügen beim Einsatz am Markgrafendamm.Veronika Hohenstein

Es seien auch Schüsse zu hören gewesen – dabei könne es sich laut Informationen der „Bild“-Zeitung aber auch um den Lärm von Ablenkungsgranaten gehandelt haben. Unbekannt ist auch, ob bei dem Einsatz jemand verletzt wurde. Zudem zeigten Fotos, dass mehrere Personen von Polizisten abgeführt wurden. Ein Vertreter der Menschen, die in dem Bauwagendorf leben, stellte allerdings klar, dass das nicht in Zusammenhang mit der Suche nach den beiden mutmaßlichen RAF-Terroristen stehe. Es seien lediglich Personalien von Bewohnern festgestellt worden, die sich bei der Kontrolle durch die Einsatzkräfte nicht hätten ausweisen können. 

SEK-Einsatz in Friedrichshain: DAS sagt das Landeskriminalamt

Gegenüber dem KURIER sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes, dass sich aus den Ermittlungen Hinweise ergeben hätten, die die Polizei auf das Gelände am Markgrafendamm führten. Ob die Kriminaltechniker vor Ort fündig wurden, dazu könne man aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen. Unklar ist auch, woher genau das Geräusch kam, das Anwohner als Schüsse identifizierten – dazu sei es im Rahmen einer Türöffnung gekommen, so eine Sprecherin. Die Durchsuchung dauere weiter an, wie lange die Ermittler noch vor Ort sein werden, könne man nicht sagen. Dass von den gesuchten Personen zwar ein Gefährdungspotenzial ausgehe, sei bekannt - „aber eine konkrete Gefährdung des Ortes besteht hier aktuell nicht“.

Eine Anwohnerin berichtete gegenüber dem KURIER, wie der Einsatz ablief: Sie habe zunächst mehrere Schüsse gehört, dann seien die Polizisten auf das Gelände gelaufen. „Ob es Warnschüsse waren, das weiß ich nicht. Aber da fühlt man sich schon etwas komisch.“ Wenig später beobachtete sie, wie zwei Männer abgeführt wurden. „Aber dann hat die Polizei die Autos davorgestellt, da konnte man nicht mehr richtig gucken.“

@berliner.kurier Schock am frühen Sonntagmorgen: Im Berliner Bezirk Friedrichshain gibt es laut Berichten einen aktuellen Großeinsatz der Polizei. Hintergrund ist die Fahndung nach den beiden mutmaßlichen RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub. An dem Einsatz sind auch Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes Niedersachsen beteiligt. Laut Berichten sollen sogar Schüsse gefallen sein. #raf #berlin #berlinnews #berlinerkurier #friedrichshain #sek ♬ News, news, seriousness, tension(1077866) - Lyrebirds music

Eine andere Frau zeigte sich gegenüber dem KURIER getroffen von dem Einsatz. Sie kenne die Menschen, die in dem Bauwagen-Dorf wohnen. „Die sind alle nett und höflich, was anderes kann ich nicht sagen.“ Dennoch würde sie sich nicht wundern, falls sich herausstellen sollte, dass sich Staub und Garweg auf dem Gelände versteckten. „Denn da, wo Menschen sind, wird immer auch Kriminalität sein.“ Eine andere Anwohnerin ist beunruhigt von dem Einsatz. „Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass sie sich hier aufhalten könnten. Ich hoffe, dass die Gegend trotzdem sicher ist, denn ich wohne unmittelbar daneben“, sagt sie. Es sei nicht das beste Gefühl, wenn so viele Polizeiwagen unterwegs seien „und man gar nicht weiß, wie man sich verhalten soll“.

Landeskriminalamt veröffentlichte am Sonnabend neue Fahndungs-Fotos

Erst am Sonnabend hatte das Landeskriminalamt Niedersachsen die Fahndung nach den flüchtigen mutmaßlichen RAF-Terroristen intensiviert und eine Auswahl neuer Bilder veröffentlicht, die angeblich den 55-Jährigen Burkhard Garweg zeigen sollen. Auf mehreren Bildern ist er mit Hunden zu sehen. Für Deutschlands bekanntesten Profiler Axel Petermann eine heiße Spur. Die Tiere seien sehr auffällig und verschieden, sagte er in einem Interview. Zudem müsse Garweg mit den Hunden regelmäßig raus, sollten es wirklich seine eigenen sein. Außerdem sei er vermutlich auch mit anderen Hundebesitzern ins Gespräch gekommen. „Die werden ihn und die Hunde auf den Fotos sicher wiedererkennen – und möglicherweise die Polizei verständigen“, sagt Petermann.

Staub und Garweg gehören wie die verhaftete Daniela Klette zur 3. RAF-Generation

Staub und Garweg gehörten wie die am Montag in Berlin festgenommene Daniela Klette der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee-Fraktion an. In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt. Die RAF war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschland. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. Klette, Staub und Garweg werden darüber hinaus wegen einer Reihe späterer Geldtransport-Überfälle gesucht.