„Shecurity“

Schlagkraft und gut zureden: Sind Frauen der bessere Sicherheitsdienst?

Schutz darf kein reines Männerthema bleiben. Im Berliner Bezirk Lichtenberg trainieren Frauen den Ernstfall.

Author - Berliner KURIER
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In Deutschland lassen sich mehr Frauen in Selbstverteidigung ausbilden. Auch, um später im Sicherheitsdienst zu arbeiten. Dort aber stagniert der Frauenanteil.
In Deutschland lassen sich mehr Frauen in Selbstverteidigung ausbilden. Auch, um später im Sicherheitsdienst zu arbeiten. Dort aber stagniert der Frauenanteil.Funke Foto Services/imago

Die Sicherheitsbranche boomt – und trotzdem bleibt sie eine Männerdomäne. Gerade in sensiblen Bereichen wie Frauenhäusern wären weibliche Fachkräfte gefragter denn je. In Berlin wagt nun ein neues Unternehmen im Bezirk Lichtenberg den Aufbruch: Ein Sicherheitsdienst von Frauen für Frauen, fast ausschließlich mit weiblichem Personal.

In einem hellen Trainingsraum in Lichtenberg stemmen sieben Frauen Schlagpolster, üben Abwehrbewegungen und testen ihre Kraft, so beginnt eine RBB24-Reportage über das Training der Frauen. Die Gruppe reicht von jungen Berufseinsteigerinnen bis zu erfahrenen Frauen über 50.

Unter ihnen ist auch die 46-jährige Pankowerin Maria Kauffmann. Die Idee für ein reines Frauenteam kam ihr, als sie vor einem Club an der Tür von männlichen Securitys kontrolliert wurde – während Frauen nur Tickets abrissen, sagt sie RBB24. Für Kauffmann war klar: Schutz darf kein reines Männerthema bleiben. Ihr Start-up „Shecurity“ will genau diesen Bruch wagen. Geführt von Frauen, getragen von weiblichen Angestellten, setzt das Unternehmen auf Präsenz, Stärke – und eine neue Form von Autorität.

Statt dunkler Uniformen sollen weiße Hosen und blaue Oberteile den klassischen Security-Look aufbrechen. Neben Selbstverteidigung gehört Kommunikationstraining zum Pflichtprogramm. Vor allem Deeskalation steht auf dem Plan. Der Markt ist da: In den letzten zehn Jahren haben sich die Umsätze der deutschen Sicherheitsfirmen mehr als verdoppelt – auf über 14 Milliarden Euro.

Allein in Berlin stieg die Zahl der Beschäftigten seit 2019 um über acht Prozent, auf 20.270. Doch der Frauenanteil stagniert: Nur rund 21 Prozent arbeiten in der Branche. In Brandenburg ist die Entwicklung noch rückläufig. Für Maria Kauffmann und ihr Team eine Lücke, die sie füllen wollen. Sie sieht vor allem dort Chancen, wo Frauen besonderen Schutz benötigen – etwa vor Frauenhäusern oder in Einrichtungen mit vielen Familien.

Frauenteams sind oft im Vorteil

Auch Branchenkenner bestätigen: Frauenteams haben oft Vorteile. Sie wirken weniger einschüchternd, können Konflikte schneller entschärfen und stoßen bei weiblichen Schutzsuchenden auf mehr Vertrauen. In gemischten Teams sieht die Expertin Sabine Funk von der IBIT GmbH, die sich auf Bildung, Beratung und Forschung für die Sicherheit von Menschenmengen spezialisiert hat, trotzdem weiter einen Vorteil, vor allem bei Großveranstaltungen.

Bei der Bahn sind Frauen im Sicherheitsdienst längst Alltag.
Bei der Bahn sind Frauen im Sicherheitsdienst längst Alltag.Ralph Peters/imago

Gesetzlich sei ohnehin vorgeschrieben, dass für Körperkontrollen gleichgeschlechtliche Sicherheitskräfte bereitstehen müssen. Sie fragt: „Darf ich den Frauen überhaupt zumuten, Männer zu kontrollieren? Wollen die Männer von Frauen kontrolliert werden?“ – ein Punkt, den „Shecurity“ über Partnerfirmen abfangen will.

Für die erste Bewährungsprobe trat das neue Team bereits bei einem Stadtteilfest an. Noch klein, aber erfolgreich. Der große Härtetest steht allerdings bevor: Einsätze mit Massen, Menschenmengen und Situationen, die schnell eskalieren können. Kauffmann bleibt optimistisch. Sie ist überzeugt, dass Frauen Stärke nicht nur durch Muskelkraft zeigen, sondern vor allem durch Haltung, Ruhe und Professionalität.