Der Sänger Reinhard Mey fühlt sich durch den Krieg in der Ukraine an eigene Kindheitserlebnisse im Zweiten Weltkrieg in Berlin erinnert. „So elementare Erlebnisse wie Bombeneinschläge, Hunger, Kälte, das Spüren der Verzweiflung und die Ohnmacht derer, die uns schützen und trösten sollten, brennen sich tief in die Seele ein, noch bevor unser Erinnerungsvermögen ausgeprägt ist“, sagte der 81-jährige Sänger der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Zweiten Weltkrieg in Berlin erlebt
Er sehe die Bilder aus der Ukraine, und seine Erinnerungen lebten wieder auf – und er brauche nicht viel Fantasie, um sich in die Not der Menschen hineinzuversetzen. „Die Bilder zerreißen mir das Herz“, sagte der 1942 in Berlin geborene May. Der Liedermacher hatte den Zweiten Weltkrieg in seiner Heimatstadt erlebt. „Ich sehe die Ruinen, die ausgebrannte Stadt, durch die meine Mutter mit mir hastete, die Treppe hinunter in den Luftschutzkeller. Ich sehe die Verzweifelten, die Versehrten, die Verstümmelten, die zerbrochenen Heimkehrer. Ich sehe die Bilder, die Zeitungen und Fernsehen in mein Haus tragen.“
Gefahren des Klimawandels nicht vergessen
Mey, der noch immer in Berlin-Frohnau lebt, gehörte 2023 zu den Erstunterzeichnern eines von der Publizistin Alice Schwarzer und der Politikerin Sahra Wagenknecht initiierten „Manifests für Frieden“, das von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einen sofortigen Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine und die Aufnahme von Friedensverhandlungen forderte.
Im Hinblick auf aktuelle Debatten warnte der Liedermacher zugleich davor, die Gefahren des Klimawandels zu unterschätzen. „Wir wissen heute so viel über den Klimawandel und die Gefahren, wir erleben Starkregen, Sturzfluten, Überschwemmungen, brechende Dämme, und zugleich immer neue Hitzerekorde, Dürre und unbeherrschbare Brände, aber anstatt etwas zu ändern, erstarren wir und tun nichts und hoffen, dass die Folgen am Ende doch nicht so schlimm werden – doch, sie werden!“, so Reinhard Mey.