Auf der Anklagebank

Drama im Spaßbad: Tochter (4) fast ertrunken, weil Mutter schwimmt

Sie hatte ihre Tochter nur kurz aus den Augen gelassen. Fast wäre es deshalb zur Tragödie gekommen.

Author - Berliner KURIER
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Die Angeklagte Parwin A. (23) mit ihrem Verteidiger.
Die Angeklagte Parwin A. (23) mit ihrem Verteidiger.Pressefoto Wagner

Die Mutter ließ ihr Töchterchen (4) allein, um ein paar Bahnen zu ziehen. Doch Samira blieb nicht auf einer Bank sitzen. Badegast Dmytro Demchenko (37) rettete das Mädchen vor dem Ertrinken.

Mutter Parwin A. (23) steht nach dem beinahe tödlichen Badeunfall nun vor Gericht. Die Anklägerin wirft ihr Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht vor. Die Berufsschülerin schluchzte: „Ich liebe mein Kind über alles. Es war ein ganz kleiner Moment.“

Die Richterin: „Aber Sie hatten die Kleine nicht im Blick, als sie zum Nichtschwimmer-Becken ging.“ Der Verteidiger: „Es gab drei Bademeister.“ Die Richterin: „Die Verantwortung liegt zu 100 Prozent bei den Eltern.“

Am 14. November war sie mit Samira (Name geändert) im Stadtbad Lankwitz. Die Mutter: „Wir hatten Spaß im Wasser.“ Dann habe sie die Kleine auf eine Bank gesetzt: „Blieb hier sitzen, ich will nur ein paar Bahnen schwimmen.“ Nur kurz will Parwin A. mit dem Kopf unter Wasser gewesen sein – „plötzlich war sie nicht mehr da“.

Die Kleine war mit ihrem lustigen Papagei-Schwimmring zum Becken mit der großen Rutsche gegangen. Sie kam mit dem Gesicht unter Wasser. Still und von ihrer Mutter unbemerkt trieb sie im „Spaßbecken“. Bis Dmytro Demchenko das leblos wirkende Kind bemerkte.

Zweimal musste Samira reanimiert werden

Der Retter: „Das Mädchen lag auf dem Boden, ich sprang sofort ins Wasser.“ Er trug das bewusstlose Kind zum Beckenrand, rief um Hilfe. Schnell kamen Helfer. Zweimal musste Samira reanimiert werden, kam ins Krankenhaus, wurde für einen Tag künstlich beatmet.

Dmytro Demchenko, selbständiger Parkettleger aus der Ukraine, war mit seinen beiden Kindern und seiner Frau im Bad. Der Retter: „Ich lief Richtung Ausgang, als ich das Kind in der Mitte des Bassins sah.“ Die Richterin: „Und die Mutter?“ Der Retter: „Ich weiß nicht, wo sie war.“

Dmytro Demchenko (37) rettete als Badegast im Stadtbad Lankwitz eine Vierjährige - sie lag bewusstlos im Spaßbecken.
Dmytro Demchenko (37) rettete als Badegast im Stadtbad Lankwitz eine Vierjährige - sie lag bewusstlos im Spaßbecken.Berliner KURIER

Parwin A. nun zum Lebensretter: „Ich möchte mich sehr bedanken.“ Auch bei einem Bademeister (30) bedankte sie sich für die schnelle Hilfe. Er ist seit vier Jahren dort: „Dass Eltern ihre Kinder nicht im Blick haben, passiert leider häufiger. Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“

Samira ist inzwischen eine kleine Schwimm-Schülerin. Die Mutter: „Sie macht ihr Seepferdchen. Es geht ihr sehr gut.“ Urteil: 11. Juli. KE.