Ariana Baborie teilt ihr Leben mit über 140.000 Menschen auf Instagram und spricht offen über Themen wie das Muttersein, ihren Kinderwunsch und ihre kulturellen Wurzeln. Vor acht Monaten wurde sie zum ersten Mal Mutter und stellte schnell fest, dass viele ihrer vorherigen Vorstellungen nicht mit der Realität übereinstimmten. 12.000 Euro kostete sie der Kinderwunsch – kein Schnäppchen.
Der Berliner Bezirk Prenzlauer Berg ist für seine besonderen Eltern-Klischees bekannt: Bioprodukte, Holzspielzeug und zweisprachige Kitas mit Mandarin und Geigenunterricht. Baborie erkennt diese Stereotypen wieder, insbesondere durch Freundinnen, die in diesem Umfeld leben. Auffällig sei vor allem die Dominanz bestimmter Marken – beispielsweise die Kinderwagen, die optisch an Sportautos erinnern und in den Straßen des Bezirks allgegenwärtig sind, erzählt Ariana Baborie im „Tagesspiegel“-Interview.
Auch die Wahrnehmung von Vätern im Alltag fällt ihr auf. Geht ein Vater allein mit seinem Kind zum Arzt, wird er oft übermäßig gefeiert, während Mütter permanent bewertet und kritisiert werden. Besonders in sozialen Netzwerken entfaltet sich dieses Phänomen, wo Mütter sich gegenseitig mit Ratschlägen und Vorwürfen überbieten, so der „Tagesspiegel“. Baborie vermutet, dass dahinter ein Bedürfnis nach Kompetenz steckt und erfahrene Mütter es genießen, anderen erklären zu können, wie es läuft.
Während ihrer Schwangerschaft erlebte sie selbst, wie schnell Mütter mit Ratschlägen reagieren. Ein harmloser Instagram-Post über den Genuss eines Zimtkekses führte zu einer Welle an besorgten Nachrichten, die vor den vermeintlichen Gefahren von Zimt in der Schwangerschaft warnten.
Nach einiger Zeit begann sie, solche Kommentare gelassener zu nehmen. Sie fragte sich, ob die Verfasser solcher Nachrichten ihr dieselben Dinge auch persönlich ins Gesicht sagen würden – in den meisten Fällen verneinte sie diese Frage und beschloss, sich nicht mehr darüber aufzuregen.
Ariana Baborie beschreibt Muttersein als ein Gefühl von Verliebtheit
Die Kinderwunschbehandlung war für sie zunächst ein Tabuthema, da sie sich unter Druck gesetzt fühlte, weil viele ihrer Freundinnen problemlos schwanger wurden. Die Angst, nie Mutter zu werden, belastete sie stark. Schließlich entschied sie sich doch, darüber zu sprechen, und erhielt zahlreiche Nachrichten von Menschen, die ähnliche oder noch schwierigere Erfahrungen gemacht hatten.
Die Behandlung selbst war langwierig, mit verschiedenen Methoden von Spritzen bis zu operativen Eingriffen. Besonders deutlich wurde dabei, dass finanzielle Möglichkeiten einen großen Unterschied machen. Am Ende investierten sie rund 12.000 Euro, und nach dem siebten oder achten Versuch klappte es schließlich.
Trotz der Anstrengungen und Herausforderungen beschreibt Baborie das Muttersein als ein Gefühl von Verliebtheit. Natürlich gibt es schwierige Momente, in denen sie sich eine Pause wünscht, aber insgesamt genießt sie diese neue Phase ihres Lebens. Gleichzeitig macht sie sich Gedanken darüber, wie es ist, ein Kind in einer Stadt wie Berlin großzuziehen – und in einer Welt, die politisch zunehmend gespalten erscheint.

Aufgewachsen in Berlin-Schöneberg, erlebte sie selbst ihre Schulzeit in einem multikulturellen Umfeld. Ihre Familie hat afghanische und jugoslawische Wurzeln, doch erst im Erwachsenenalter wurde ihr bewusst, dass sie nicht als „biodeutsch“ wahrgenommen wird. Besonders in Zeiten politischer Polarisierung nimmt sie das stärker wahr. Die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung macht ihr Sorgen. Die Diskussionen über Migration und Abschiebung sowie die wachsende Zustimmung für rechte Parteien lassen sie verzweifelt zurück.
Diese Besorgnis führt dazu, dass sie sich verstärkt politisch äußert, sagt sie dem „Tagesspiegel“. Für sie gibt es keine Option, sich aus politischen Debatten herauszuhalten – besonders für Menschen mit Reichweite. Ihrer Meinung nach ist es entscheidend, sich gegen Hetze und Spaltung zu positionieren.
Als sie erfuhr, dass eine entfernte Bekannte die AfD wählen wollte, schrieb sie ihr einen Brief, in dem sie ihre Sorgen darlegte und darauf hinwies, dass auch sie und ihre Familie von der Ideologie dieser Partei betroffen wären. Die Reaktion war ausweichend, was ihre Frustration weiter verstärkte. Dennoch bleibt sie überzeugt, dass es wichtig ist, nicht zu schweigen, sondern sich aktiv gegen diese Entwicklungen zu stellen.
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