Bei sommerlichen Temperaturen und mitten im Mai gibt es Schnee in Berlin. Der sogenannte Pappelschnee, der gerade massenhaft durch die Luft fliegt und immer mehr auf Straßen und in Parks zu finden ist. So schön er auch aussehen mag: Dieser Schnee ist brandgefährlich und hält die Berliner Feuerwehr seit Tagen mächtig auf Trab.
Gerade gab es in der Nacht zum Mittwoch so einen Einsatz. Gegen 1.50 Uhr wurde die Berliner Feuerwehr in die Zobtener Straße, genau vor dem Betriebsbahnhof Rummelsburg in Lichtenberg, gerufen. Dort brannte es in einer gegenüberliegenden Grünanlage lichterloh. Das Buschwerk stand auf mindestens 30 Metern in Flammen! Die Feuerwehr war mit zwei Löschfahrzeugen vor Ort und konnte das Feuer rasch löschen.
Ursache war womöglich Pappel-Schnee, der dort herumlag. Denn dieser weiße Flausch, die den winzigen schwarzen Samenkern der Pappeln transportieren, ist megaleicht entzündbar. Eine unachtsam weggeworfene, noch glühende Zigarettenkippe reicht aus, um diesen Stoff in Brand zu setzen, der sich dann „explosionsartig ausbreitet“, wie ein Feuerwehrsprecher dem KURIER sagt.

Pappelschnee in Berlin: Feuerwehr muss dreimal mehr zu Brandeinsätzen raus
Solche Brände kommen gerade recht häufig in Berlin vor. Normalerweise muss die Berliner Feuerwehr im Schnitt täglich zu 40 Brandeinsätzen. „Jetzt sind es über 120 pro Tag“, sagt der Sprecher. „Der Großteil davon sind sogenannte Vegetationsbrände, die auch von dem Pappel-Schnee verursacht werden.“ Raucher sollen ihre Zigarettenkippen daher während der aktuellen Pappelblüte unbedingt in einem Aschenbecher sorgsam ausdrücken und sicher entsorgen, so die Feuerwehr.

Auch weggeworfene Glasflaschen in Grünanlagen können den Pappelschnee schnell entzünden. Denn strahlt Sonne intensiv auf die Flasche, kann ein Brennglas-Effekt entstehen, wodurch Flammen entfacht werden können, die dann leicht auf die Pappelsamen übergreifen.
„Begünstigt wird das auch durch die lange Trockenheit in den vergangenen Tagen“, sagt der Feuerwehrsprecher. Kommt dann noch Wind dazu, wird der glimmende Pappelschnee in Sekundenschnelle zum gefährlichen Brandbeschleuniger. Das Feuer breitet sich dann unkontrolliert aus.
In Berlin stehen etwa 11.000 Pappeln – das sind nur etwa 2,5 Prozent des städtischen Straßenbaumbestandes. Doch jede Pappel produziert bis zu 28 Millionen Samen! Macht mehr als drei Billionen Samen – allein in der Hauptstadt.
Pro Baum dauert es etwa zwei Wochen, bis er ausgeschneit hat – allerdings nicht bei allen Pappeln gleichzeitig. Der Flug dieser Pollen geht daher von Mai bis tief in den Juni hinein.
Und der Pappelschnee ist nicht nur brandgefährlich. Er ist auch lästig, wenn er durch die offenen Fenster in die Wohnungen der Berliner fliegt oder massenweise auf den Balkonen liegt. Allergien soll er aber angeblich nicht auslösen.
Trotz des Ärgers: Pappelschnee kann auch nützlich sein! Denn er besteht aus einer der feinsten Pflanzenfasern, die es überhaupt gibt. Sie ist wegen ihrer vielen winzigen Hohlräume überaus leicht, wärmt und ist feuchtigkeitsregulierend. Die zarte „Pappelwolle“ wird daher auch in gesteppte Kleidung und Bettdecken gefüllt und sogar zu Garn und Vliesstoffen, Filtermembranen und Wundauflagen verarbeitet. ■