Tausende Touristen aus aller Welt sind gerade in der Stadt, haben sich zu Ostern einen Berlin-Besuch gegönnt. Und viele von ihnen sind auch gekommen, um sie im Museum zu sehen: die Kalksteinbüste der altägyptischen Königin Nofretete.
Seit genau 100 Jahren wird sie in Berlin öffentlich ausgestellt – und darüber sollten wir eigentlich glücklich sein. Denn die einzige wahre Monarchin, die Berlin zu bieten hat, sorgt auch dafür, dass eben viele Menschen aus allen möglichen Ländern zu uns reisen. Von den Visiten profitieren wir schließlich, wenn Touristen viel Geld in Hotels, Restaurants und Geschäften lassen und so den einen oder anderen Job in Berlin sichern.
Zum Nofretete-Jubiläum will aber keine Freude aufkommen. Das ärgert mich. Ich kann diesen ewigen Streit nicht mehr hören, ob die Büste nun ein koloniales Beutestück ist oder nicht – und so manche Experten erneut fordern, dass das Kunstwerk nicht in Berlin, sondern jetzt in Kairo stehen soll.
Zoff um Nofretete in Berlin: Ausgrabung und Weitergabe geschahen nach damaligen Recht
Natürlich muss man sich mit der Geschichte ihres Fundes, und unter welchen Umständen Nofretete nach Berlin kam, beschäftigen. Mein Vorschlag wäre, dazu eine aufklärende Ausstellung zu zeigen, anstatt ständig die Rückgabe der Büste an Ägypten zu fordern. Man darf auch nicht vergessen, dass Ausgrabung und „Ausreise“ der Königin nach Berlin nach damaligen Recht geschahen.
Sicher würde man heute anders entscheiden. Aber ständig aus politischer Korrektheit die alten Verträge anzuzweifeln, bringt niemanden weiter. Ich glaube nicht, dass etwa die Pariser ihren altägyptischen Obelisken aus ihrer Stadt entfernen werden, nur weil er vielleicht Beutekunst ist.