Geheimtipp für Einkäufer

„NochMall“: Das ist eine Berliner Mall für Secondhand-Schätze!

Das Secondhand-Kaufhaus „NochMall“ ist seit 2020 ein Projekt der Berliner Stadtreinigung (BSR). Hier gibt es alles, was das Käuferherz begehrt.

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Schülerin Ella Mundt kauft im Gebrauchtwarenkaufhaus „NochMall“ der Berliner Stadtreinigung (BSR) zwei Schals. 
Schülerin Ella Mundt kauft im Gebrauchtwarenkaufhaus „NochMall“ der Berliner Stadtreinigung (BSR) zwei Schals. Christoph Soeder/dpa

Ein paar besondere Schätze zum kleinen Preis? Die „NochMall“ zieht viele Menschen mit Secondhand-Angeboten an. Dabei wird der ehemalige Baumarkt auch zum Begegnungsort.

Auf dem Parkplatz vor dem Gebrauchtwarenladen „NochMall“ in Berlin-Reinickendorf ist schon mittags viel los. Menschen gehen ein und aus. „Bringst du heute was vorbei oder brauchst du was?“, fragt ein Mann einen Bekannten. „Ich brauche einen Sonnenschirm für den Garten“, kommt die Antwort. Seine Suche beginnt hinter der Schiebetür am Eingang in einer 2000 Quadratmeter großen Einkaufshalle.

In hölzernen Regalen und auf Paletten warten Geschirr, einzelne Möbelstücke, Spielzeuge, Bücher, Schallplatten oder Kleidung. Auch historische Elektrogeräte wie ein Kassettenrekorder finden sich mitunter. „Hier sieht man auch Sachen, die es sonst nicht mehr gibt“, erzählt ein Besucher. Vor einigen Wochen fand er beim Stöbern eine 120 Jahre alte Hand-Bohrmaschine. Das sei eine Rarität, ein Liebhaberstück.

„NochMall“ ein Projekt der Stadtreinigung

Das Secondhand-Kaufhaus „NochMall“ ist seit 2020 ein Projekt der Berliner Stadtreinigung (BSR). In Kooperation mit Gebrauchtwarenläden, Trödelmärkten und der Stadtmission geht es hier um nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Was im Sortiment landet, wird vorher auf den Recyclinghöfen gesammelt oder direkt im Laden abgegeben. Dann gibt es Rabattcoupons für den nächsten Einkauf. Einnahmen fließen in die Miet- und Personalkosten.

So sieht es aus: Das Gebrauchtwarenkaufhaus „NochMall“ der Berliner Stadtreinigung (BSR).
So sieht es aus: Das Gebrauchtwarenkaufhaus „NochMall“ der Berliner Stadtreinigung (BSR).Christoph Soeder/dpa

„Wir haben jetzt im Durchschnitt 1300 Besucherinnen und Besucher pro Tag. Samstags sind es gut und gerne 2000“, sagt Betriebsleiterin Melanie Gille. Donnerstags bleibt der ehemalige Baumarkt am Kurt-Schumacher-Platz bis 20 Uhr geöffnet. Damit sollen sich auch Menschen eingeladen fühlen, die tagsüber arbeiten, so Gille.

Auch hippe und junge Leute kommen zum Schlendern, etwa um ein Retro-Möbelstück abzugreifen oder ein besonderes Vinyl zu ergattern. Verhandeln geht nicht, die Preise werden von den 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern festgelegt und etikettiert.

„NochMall“ ist Geheimtipp unter den Locals

Nicht nur günstige Möbelstücke und Schallplatten sind beliebt. Die 18-jährige Ella Mundt sucht nach Kleidung. „Ich habe letztens ein supersüßes Top gefunden.“ Sie freut sich, „gute Klamotten zu finden, ohne extrem viel ausgeben zu müssen“.

Ein 66 Jahre alte Kundin aus der Ukraine lebt seit einem Jahr in Berlin. „Als wir hier ankamen, brauchten wir im Heim als erstes Geschirr. Nun suchen wir nach einem günstigen Beistelltisch.“ Viel Geld investieren will sie nicht, schließlich gehe es ja irgendwann wieder zurück. Aber das Gute sei, dass man die Sachen wieder zurückbringen könne.

Berlin: Kunden tragen Ware aus dem Gebrauchtwarenkaufhauses „NochMall“ der Berliner Stadtreinigung (BSR). 
Berlin: Kunden tragen Ware aus dem Gebrauchtwarenkaufhauses „NochMall“ der Berliner Stadtreinigung (BSR). Christoph Soeder/dpa

Ali Cakir ist Stammkunde. „Manchmal hast du einen Glückstag, da findest du genau das, was du brauchst“, sagt der 62-Jährige. Heute ist es ein neues Puzzle für seine Mutter geworden. Der Laden sei ein kleiner Geheimtipp unter lokalen Insidern. Wenn es nach ihm ginge, sollten noch mehr Menschen gerade mit wenig Budget davon erfahren: „Man findet wirklich alles!“

„NochMall“ als Shopping-Mall und Begegnungsort

In der zweiten Etage finden sich ein Café mit gemütlichen Sitzmöglichkeiten und ein Bereich für Veranstaltungen. „Uns war wirklich wichtig zu sagen: Wir sind nicht nur ein Kaufhaus, wir sind ein Erlebnisort“, sagt Gille. Organisiert werden dort Auktionen und Workshops.

Es gehe darum, die Menschen für Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft zu sensibilisieren, aber auch praktisches Know-how mitzugeben, so die Betriebsleiterin. Im wöchentlichen „Repaircafé“ können Interessierte defekte Elektrogeräte mitbringen und unter Anleitung eigenständig reparieren. Auch damit ist aus dem Pilotversuch auf dem BSR-Recyclinghof eine besondere Shopping-Mall und ein Ort für Begegnungen geworden. ■