Was denken Sie dazu?

Nicht nur „Herr“ und „Frau“– Ryanair macht nach Klage ‚Mx‘ wählbar

Bei Ryanair gab es keine geschlechtsneutrale Anrede – weswegen das Unternehmen vor Gericht landete – jetzt wurde sich geeinigt. Was denken Sie? Sollten Unternehmen geschlechtsneutrale Anredeoptionen anbieten?

Author - Veronika Hohenstein
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Wer bei der irischen Fluggesellschaft Ryanair ein Flugticket buchen wollte, musste sich bislang entweder als „Herr“, „Frau“ oder „Fräulein“ registrieren – eine geschlechtsneutrale Option gab es nicht. Jetzt hat das Flugunternehmen die Alternative hinzugefügt.
Wer bei der irischen Fluggesellschaft Ryanair ein Flugticket buchen wollte, musste sich bislang entweder als „Herr“, „Frau“ oder „Fräulein“ registrieren – eine geschlechtsneutrale Option gab es nicht. Jetzt hat das Flugunternehmen die Alternative hinzugefügt.IMAGO / nicepix.world

Der Konflikt entbrannte, weil die Ryanair-Website bei der Anrede lediglich die Optionen „Herr“, „Frau“ und „Fräulein“ anbot. Nicht-binäre Menschen waren gezwungen, sich einem der binären Geschlechter zuzuordnen, wodurch ihre Identität nicht anerkannt und sie falsch angesprochen wurden.

Eine geschlechtsneutrale Alternative fehlte. Eine buchende Person fühlte sich deshalb gekränkt und es kam zu einem Prozess. Wie der rbb berichtet, sah die klagende Person eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts. Die Person berief sich auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und klagte auf 5000 Euro Schmerzensgeld.

Hintergrund der Klage war, dass sich die Person keinem eindeutigen Geschlecht zugeordnet fühlt. Der Streit endete aber überraschend mit einer außergerichtlichen Einigung, deren Details allerdings nicht bekannt sind. In ähnlichen Fällen wird jedoch häufig eine Entschädigung vereinbart. Das Berliner Landgericht bestätigte dem Sender gegenüber, dass der Fall nun beigelegt wurde.

Sollten Unternehmen verpflichtet sein, geschlechtsneutrale Anredeoptionen anzubieten?

Die Fluggesellschaft Ryanair hat ihren Ticketbuchungsprozess inzwischen geändert: Eine geschlechtsneutrale Alternative ist nun verfügbar. Neben „Herr“, „Frau“ und „Fräulein“ gibt es indessen die Bezeichnung „Mx (Mixter)“ - eine Anrede, die teilweise im englischen Sprachraum für nicht-binäre Personen verwendet wird.  Auch der Verband Queere Vielfalt LSVD teilte in ihrer Pressemitteilung mit, dass Ryanair seine Buchungswebsite angepasst habe.

Klage wegen Diskriminierung – endet mit außergerichtlicher Einigung

Alva Träbert aus dem Bundesvorstand des LSVD sagt dazu, dass „die außergerichtliche Einigung ein großer Erfolg für die trans*, intergeschlechtliche und nicht-binäre Community ist, zu dem wir als LSVD⁺ herzlich gratulieren.“

Anwältin Friederike Boll, die das Verfahren für die klagende Person führte, sagt in der Pressemitteilung von LSVD: „Nicht-binäre Personen müssen sich nun bei Ryanair nicht mehr durch fehlende Auswahloptionen beim Ticket-Kauf zur Lüge und Verleugnung über ihr Geschlecht zwingen lassen.“
Anwältin Friederike Boll, die das Verfahren für die klagende Person führte, sagt in der Pressemitteilung von LSVD: „Nicht-binäre Personen müssen sich nun bei Ryanair nicht mehr durch fehlende Auswahloptionen beim Ticket-Kauf zur Lüge und Verleugnung über ihr Geschlecht zwingen lassen.“Screenshot/ Ryanair-Buchungsprozess

Sie setzt fort: „Es ist bedauerlich, dass solche überfälligen Anpassungen oft erst durch einen Rechtsstreit erfolgen, der die klagende Person Ressourcen und Kraft kostet.“ Träbert fordert alle Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen auf, ihre Anrede- und Geschlechtsoptionen „endlich den verfassungsrechtlichen Standards und der gelebten gesellschaftlichen Realität anzupassen.“

Liebe Leser, was sagen Sie zu dem Thema? Wie wichtig ist die Anpassung von geschlechtsneutraler Anreden für mehr Gleichberechtigung?

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