Wir fahren stundenlang hinaus aufs Mittelmeer, vorbei an kleinen Felseninseln und tiefblauem Wasser, bis wir eine winzige, abgelegene kroatische Insel erreichen. Hier gibt es nicht viel, unter anderem exakt eine Tankstelle. Doch der Netz-Empfang ist besser als in Berlin. Kein Funkloch ist zu entdecken. Die Verbindung mit der Außenwelt funktioniert hier flüssiger als in der U8, der berüchtigten U-Bahnlinie, die quer durch die Hauptstadt von Deutschland rollt und regelmäßig das Netz verlieren lässt. Wie ist das möglich?
„Wir reden später, ich steige jetzt in die U-Bahn“, höre ich mich oft sagen, bevor ich ein Telefongespräch beende. Berlin zählt theoretisch zu den Spitzenreitern der 5G-Versorgung in Deutschland. Das Land Berlin verfügt mittlerweile mit 99,71 Prozent (Stand 07/2024) über ein nahezu, ich zitiere: „flächendeckendes 5G-Netz“. Im bundesweiten Vergleich nimmt das Land Berlin also eine Vorreiterrolle ein und liegt auf dem zweiten Platz aller Bundesländer hinter Bremen.
Doch was auf dem Papier glänzt, zeigt in der Praxis Schwächen, denn Theorie und Realität reichen sich da nicht wirklich die Hand, oder? Ich meine, diese fehlenden 0,29 Prozent sind schon recht spürbar ... andersrum: Aufrundend zu sagen, die Netzabdeckung in Berlin liege bei 100 Prozent, wäre eine dicke Lüge.

Berlins 5G-Flickenteppich: 99,71 Prozent Abdeckung – und doch so oft offline?
Das 5G im Keller Berlins erinnert mich persönlich eher an einen Flickenteppich: Mal funktioniert es, mal nicht, und manchmal muss man einfach mal das Handy neu starten. Denn besonders im dichten U-Bahn-Netz wird der Empfang zur Geduldsprobe. Zwischen Alexanderplatz und Hermannplatz etwa bricht die Verbindung gern und regelmäßig ab. Es macht mich zwar nicht wahnsinnig – aber spürbar sind diese fehlenden 0,29 Prozent schon.
Die Stadt Berlin hat sich jedoch ehrgeizige Ziele gesetzt, wie die Gigabitstrategie beschreibt: Auf Berliner Dächern und landeseigenen Flächen entstehen zunehmend Mobilfunkstandorte, um die Verbindung flächendeckend zu sichern. Doch gerade in geschützten oder schwer zugänglichen Gebieten wie den U-Bahnen verläuft der Ausbau halt weiterhin schleppend. Berlin setzt daher zunehmend auf öffentlich zugängliche Flächen und Gebäude, um den Ausbau langfristig zu fördern, wie das Mobilfunk-Monitoring-Portal der Stadt Berlin betont.
U-Bahn-Problemzone: Netz-Abbrüche unter der Stadt.
In der komplexen Metropole Berlin scheitert das schnelle Netz gern mal an Bürokratie, Denkmalschutz und technischen Hürden – das ist aber nichts Neues, nein, - eher gesagt sogar charakteristisch für Deutschland. Auf der kroatischen Insel ist die Sache dann wahrscheinlich simpler: Hier gibt es nämlich keine kilometerlangen Tunnelsysteme. Sondern nur lange, steinige Landwege und Olivenhaine.
Auch frage ich mich, ob es fair ist, die kroatische Freiluft-Insel mit dem Berliner Untergrund zu vergleichen. Aber selbst in Altbauten, wie beispielsweise der Humana-Laden an der bekannten Oranienstraße – oder einige Ecken in Lebensmittelgeschäften am Kotti lassen die Netz-Verbindung schwächeln.
Aber wer braucht schon ständig Netz? Einfach mal das Handy weglassen! So könnte man natürlich argumentieren. Aber ich muss gestehen: Ins Schwitzen komme ich schon, wenn sich der Ticketkontrolleur in der U8 durch die Passagiere arbeitet, ich mein digitales Ticket laden will und ich vergeblich auf Netz hoffe. Ich komme übrigens aus dem digitalisierten Schweden – wussten Sie, dass es bei uns im Norden einen Witz darüber gibt, dass Deutsche ihre digitalen Tickets gern noch ausdrucken und in Klarsichtfolie legen? Damals habe ich noch gelacht, heute verstehe ich es. Sicher ist sicher, und ja, mittlerweile tue ich es auch! ■